Kompass fürs Wahlkreuz
Wahl: Anlässlich der Landtagswahl sind zahlreiche kirchliche Orientierungshilfen erschienen. Sie verzichten auf eine Wahlempfehlung, formulieren aber christliche Prüfsteine für die verschiedenen politischen Angebote.
Natürlich wird in diesen unübersichtlichen Tagen auch von der Kirche eine Orientierung für die bevorstehende Wahlentscheidung erwartet. Die Stellungnahmen und Handreichungen aus dem kirchlichen Bereich formulieren christliche Grundpositionen, die sich in den Wahlprogrammen wiederfinden sollten.
In einer im Juli veröffentlichten Handreichung des Beauftragten der evangelischen Landeskirche beim Freistaat Sachsen und seines katholischen Kollegen wird insbesondere der Schutz der Menschenwürde und die Bewahrung der Grundrechte angemahnt. Stimmen, die die Würde anderer Menschen aberkennen, müsse couragiert entgegengetreten werden.Inhaltlich sollten Christen das Augenmerk auf die bestmögliche Umsetzung von Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung lenken. Bezahlbarer Wohnraum und der Schutz der Schöpfung für die nachfolgenden Generationen werden beispielhaft als entscheidende politische Ziele benannt.
Die Diakonie Sachsen betont in ihren »Sechs Thesen zur Landtagswahl«, dass besonders auf die »Teilhabe von Menschen in sozial benachteiligten Lebenssituationen« geachtet werden solle. Auch für die Bewahrung der Religionsfreiheit, des Minderheitenschutzes und der Rechtsstaatlichkeit wird sensibilisiert.
Die Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen (ACK) im Freistaat Sachsen hatte in einer Erklärung vom April vor allem die Gerechtigkeit als zentralen christlichen Wert ausgemacht und gefordert, dass die Schere zwischen Arm und Reich nicht weiter auseinandergehen dürfe.
Die sächsischen Evangelischen Studierendengemeinden benannten in ihrer »Stellungnahme zu den Wahlen 2019« die Nächstenliebe als das zentrale christliche Kriterium für eine Wahlentscheidung. Nächstenliebe äußere sich vor allem im Einsatz für Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung. Weiter schreiben sie: »Wir stehen auf gegen jede Form von gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit. (…) Wir wehren uns gegen eine Instrumentalisierung von Religion als Mittel der Ausgrenzung.«
Die Evangelische Jugend Sachsen hatte bereits Ende letzten Jahres formuliert: »Es ist mit dem christlichen Glauben unvereinbar, Menschen aufgrund ihrer Herkunft, ihres Geschlechts, ihres Glaubens oder ihrer sozialen Zugehörigkeit zu entwerten.«
Ein Arbeitskreis dreier Leipziger Kirchgemeinden hat in einer kleinen Orientierungshilfe zur Wahl formuliert, dass bei der Wahlentscheidung insbesondere auf die Bewahrung der Schöpfung und die Religionsfreiheit geachtet werden solle. Dort heißt es: »Wir Christinnen und Christen in Sachsen genießen seit 30 Jahren die Freiheit, unseren Glauben ohne gesellschaftlichen Druck zu leben. Das wünschen wir Glaubenden aller Religionen. Wir achten das Bedürfnis jedes Menschen, seinen Glauben sichtbar auszuüben.«
Ebenso fordert die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Dresden in ihrer Erklärung, dass die kandidierenden Politiker auf ihre Haltung zur freien Religionsausübung hin überprüft werden sollten. Zum Erhalt der Demokratie sei es wichtig, auch die Rechte derer zu schützen, die zu einer Minderheit gehören – dazu gehört beispielsweise auch das Recht der rituellen jüdischen Beschneidung.
Landesbischof Carsten Rentzing hält sich zwar mit politischen Statements zurück, hat aber in einer Kanzelabkündigung im Mai den Einsatz für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung als zentrale politische Ziele angemahnt. In der landeskirchlichen Handreichung »Nächstenliebe leben. Klarheit zeigen« rief er außerdem zu einer Haltung der Nächstenliebe und Menschenfreundlichkeit auf.