Erntedank in Zeiten der Dürre
Schöpfung: Die Erderwärmung trocknet Felder aus und gefährdet vielerorts die Ernten. Das lässt nun auch die Kirche umdenken. Doch ihr Einsatz für Klimaschutz ist bislang nur sehr zögerlich.Wenn am Sonntag in vielen Kirchgemeinden Erntedankfest gefeiert wird, liegt über dem Dank auch die Not der Dürre. Der Dürremonitor des Helmholtz Zentrums für Umweltforschung diagnostiziert auch in diesem Jahr eine außergewöhnliche Dürre. Das heißt: Zu wenig Regenfälle, zu trockene Böden, Ernte-Ausfälle – bereits im dritten Jahr in Folge. Darunter ächzt auch Landwirt Bernhard Probst aus Dresden-Podemus. »Seit den letzten zwei Jahren ist es leider nur noch trocken und es fehlt einfach an Wachstum«, klagt er und ergänzt: »Da ist der Klimawandel in unserer Region leider genauso eingetroffen wie vor über zehn Jahren vorausgesagt wurde.«
Mit Blick auf die globale Situation schlägt auch das kirchliche Hilfswerk »Brot für die Welt« Alarm. Es betrachtet den Klimawandel als die größte Gefahr der Menschheit – auch im Blick auf Armut und Hunger. Denn die durch die Erderwärmung zunehmenden Dürren gefährden die Ernährungslage armer Menschen: »In großen Teilen Ostafrikas zum Beispiel herrscht seit 2016 eine katastrophale Dürre, die bereits ins dritte Jahr geht. Rund sechs Millionen Menschen leiden Hunger, weitere 16 Millionen sind von einer Hungersnot bedroht.« Wenn der Klimawandel ungebremst voranschreite, drohe die komplette Verwüstung ganzer Landstriche, wodurch Millionen Menschen ihre Lebensgrundlage und ihre Heimat verlieren würden.
Deshalb wird nachdrücklich gefordert, alles dafür zu tun, dass der Anstieg der globalen Durchschnitts-temperatur auf 1,5 Grad Celsius begrenzt wird.
Die Kirche hat den Ernst der Lage erkannt und bereits 2018 in dem EKD-Impulspapier »Geliehen ist der Stern, auf dem wir leben« geäußert, die Kirche solle Mahnerin, Mittlerin und Motor der notwendigen Transformation sein. Doch an der Umsetzung hapert es. »Gerade im Bereich der kirchlichen Gebäude stottert dieser Motor noch sehr oft«, klagt der Umweltbeauftragte der bayerischen Landeskirche Wolfgang Schürger und regt ein konsequenteres Umweltmanagement in den Gemeinden an, mit dem auch viel Geld eingespart werden könne. Er schlägt vor, eine innerkirchliche Co2-Abgabe einzuführen, mit der dann in die nichtfossile Gebäudebewirtschaftung investiert werden könne.
Der Theologe und Physiker Georg Sauerwein stellt in einem Beitrag auf »feinschwarz.net« fest: »Die Kirchen erkennen die Zeichen der Zeit. Sie schaffen es aber nicht, in einem systematisch relevanten Umfang zu handeln und ernsthaften Druck auf die Politik auszuüben, sich zu ausreichendem Klimaschutz zu verpflichten.« Sauerwein bemängelt etwa, dass sich bislang fast keine Landeskirche ein klares Ziel gesetzt habe, wann sie Klimaneutralität erreichen wolle. Für ihn ist das keine Nebenfrage, sondern die zentrale Anfrage an das Kirchesein heute: »Wenn wir als Kirche mehr an uns selbst denken als an die größte Bedrohung, der die menschliche Zivilisation bisher ausgesetzt war, verlieren wir unsere Existenzberechtigung.«
Für den Bio-Bauern Bernhard Probst ist eine Folge aus dieser Not der Zeit, eine »enkeltaugliche Landwirtschaft« zu betreiben – eine schonendere Bewirtschaftung der Felder im größeren Einklang mit der Natur. Aber aus seiner Sicht ist auch jeder Einzelne gefragt: »Jeder sollte sich seines ökologischen Fußabdrucks bewusst werden und das in alltägliche Entscheidungen einfließen lassen.«
Vielleicht ist es kein Zufall, dass in diesem Jahr das Erntedankfest und der weltweite Klimaaktionstag nahezu zusammenfallen. Erntedank kann heute heißen: den Ernst der Lage zu erkennen und die verbliebenen Handlungsmöglichkeiten für ein Umsteuern zum Erhalt des Planeten zu nutzen und deutlich einzufordern.
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