Mit den Augen des »Feindes«

Von Nikolaus Huhn
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Nikolaus Huhn
© privat

Anno 1989 hatte ich als westdeutscher Tischler die Möglichkeit, ein Jahr lang in einer Moskauer Zimmerei zu arbeiten und dort die Perspektive Russlands etwas kennenzulernen. In einer Frühstückspause zeichnete Sascha, unser Brigadier, mir den Umriss der Sowjetunion auf ein Brett und setzte acht Kreuzchen rund um die Grenzen seines Landes. »Das hier sind alles US-amerikanische Militärbasen!«, sagte er. »Was habt Ihr eigentlich für ein Problem mit Kuba?« Darauf war ich nicht gefasst: Die hatten Angst vor uns, die fühlten sich durch die NATO bedroht. Ich kann nicht anders, als die momentane Situation auch mit den Augen derer zu sehen, die man damals – und heute wieder – für unsere Feinde hält. Trotz meines Entsetzens über den Überfall auf die Ukraine kann ich das russische Sicherheitsbedürfnis nachvollziehen. Dieses wurde in den letzten 32 Jahren vom Westen aus einer Position der Stärke heraus jovial ignoriert. Wenn wir jetzt in eiligem Schulterschluss davon ausgehen, dass da einfach ein Wahnsinniger grundlos am Rad dreht, greift das meines Erachtens etwas zu kurz. Ein Bild: Der »Islamische Staat« breitet sich über Nordafrika aus und findet in Spanien, Italien und dem ehemaligen Jugoslawien Unterstützung und Sympathie, da der gottvergessene kapitalistische Norden keine Per- spektive für die Welt mehr bietet als nur noch die Maxime individueller Bereicherung. Jetzt bemühen sich auch die Schweiz und Österreich um den Anschluss an die islamische Welt … Dieses Beispiel hinkt auf nahezu allen Füßen, kann aber doch etwas von der Binnenansicht einer Bedrohungssituation vermitteln. Mein Lichtblick: Dass die Ukraine sich auf einen militärisch neutralen Status wie Österreich, Finnland oder Schweden einlässt. Ich denke, damit kann Russland leben.

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