
In Leipzig läuft die Vorbereitung des ersten Gemeinwohlparlaments der Stadt. Ab sofort können alle Leipzigerinnen und Leipziger ab 14 Jahren durch einen Jahresbeitrag von mindestens 60 Euro Parlamentsmitglied werden. Das gesammelte Geld fließt in einen Gemeinwohltopf, aus dem Projekte finanziert werden, die allen zugutekommen. „Wir wollen eine neue Form der Bürgerbeteiligung schaffen, die über klassische Beteiligungsverfahren hinausgeht", erklärt Timo Meynhardt von der Handelshochschule Leipzig, einer der Initiatoren. Das erste Jahr steht unter dem Motto „Jung. Alt. Gemeinsam. So geht Leipzig." Gesucht werden Projekte, die Begegnungen zwischen verschiedenen Generationen unterstützten. Jedes geförderte Projekt erhält mindestens 1000 Euro.
Bis 15. Oktober können sich Projekte um eine Förderung bewerben. Am 5. Dezember findet die Parlamentssitzung mit Abstimmung über die Projektförderung statt. Der Ev.-Luth. Kirchenbezirk Leipzig unterstützt als Mitglied des Rundes Tisches Gemeinwohl aktiv Demokratie und soziale Projekte in Leipzig.
Ein besonderes Element ist das Patenschaftssystem: Einzelpersonen oder Unternehmen können durch einen zusätzlichen Beitrag anderen eine beitragsfreie Mitgliedschaft ermöglichen. So soll verhindert werden, dass finanzielle Hürden die Teilnahme verhindern. Zugleich entstehen generationenübergreifende Verbindungen zwischen Patinnen und Geförderten.
Die Idee entstand am Runden Tisch Gemeinwohl Leipzig, der seit 2022 über 50 Institutionen aus verschiedenen Bereichen der Stadtgesellschaft vereint. Von Unternehmen wie BMW über städtische Einrichtungen bis hin zu Kirchen und Vereinen – alle arbeiten gemeinsam daran, das Gemeinwohl in Leipzig zu stärken. Der Runde Tisch ging aus dem GemeinwohlAtlas hervor, einer 2020 von der Handelshochschule Leipzig durchgeführten repräsentativen Bürgerbefragung. Dabei wurden Leipzigerinnen und Leipziger gefragt, wie verschiedene Organisationen zum Gemeinwohl der Stadt beitragen.
Das Gemeinwohlparlament ist als Pilotprojekt angelegt, soll aber jährlich stattfinden. Wissenschaftlich begleitet wird es vom Dr. Arend Oetker Lehrstuhl für Wirtschaftspsychologie und Führung der HHL. Die Ergebnisse könnten wegweisend für andere Städte werden.
Das Gemeinwohlparlament zeigt: Bürgerbeteiligung kann mehr sein als Umfragen oder Bürgerforen. Es kann eine dauerhafte Plattform für demokratische Mitgestaltung werden – vorausgesetzt, die Leipzigerinnen und Leipziger machen mit.
Impressionen vom Elbe-Tauffest
Impressionen vom Elbe-Kirchentag in Pirna