Kirchentag endet mit himmlischen Tränen
Stadiongottesdienst zum Abschluss von Landeskirchentag und Deutschem Chorfest mit knapp 10.000 Gästen und viel RegenViel Musik, viele Gäste, viel Regen und klare Worte - diese Zutaten haben den Abschlussgottesdienst des sächsischen Landeskirchentags und des ersten Deutschen Evangelischen Chorfestes am Sonntagmittag im großen Leipziger Fußballstadion bestimmt. Unter dem Motto "Hier stehe ich" feierten etwa 9000 Menschen zusammen mit verschiedenen Chören aus ganz Deutschland einen Abendmahlsgottesdienst mit Brot und Wein und erinnerten daran, wie vor 475 Jahren in Sachsen die Reformation eingeführt wurde. 475 Kinder aus Gemeinden der Landeskirche präsentierten dazu selbstgemalte Fische als Zeichen der Hoffnung.
In einer gemeinsamen Predigt zum Bibeltext Matthäus 5,1-10, den Seligpreisungen in Jesu Bergpredigt, sprachen Landesbischof Jochen Bohl und die Reformationsbotschafterin der Evangelischen Kirche in Deutschland, Margot Käßmann, über Ansprüche und Verpflichtungen des Evangeliums. Dem Friedensanspruch sei die Landeskirche zum Beispiel nicht immer gerecht geworden, sagte Jochen Bohl in Bezug auf die Zeit des Nationalsozialismus: "Dem nationalistischen Kriegsgeschrei hätte die Landeskirche das Friedenswort stärker entgegen halten müssen." Nach 40 Jahren DDR allerdings habe es die Friedensgebete in den Kirchen gegeben: "Als es darauf ankam, waren die Türen offen", sagte der Landesbischof. Doch nicht nur Frieden sondern auch Gerechtigkeit sei nach der Bibel eine Voraussetzung für ein gutes Leben, mahnte der Bischof die Christen, sich dafür einzusetzen. Letztlich aber werde der Weg zu Gott nicht durch gute Werke oder beste Absichten geöffnet, sondern durch den Glauben, wies Jochen Bohl auf das hin, was Reformator Martin Luther einst "entdeckte". "Unser Auftrag ist es, vom Glauben zu sprechen", so der Bischof.
Wenn Christen das Wort Christi umsetzen wollen, müssten sie auch politisch sein, sagte Margot Käßmann und nannte als Beispiel die Friedfertigkeit. Deutschland müsse nicht militärisch mehr Verantwortung in der Welt übernehmen, sondern friedlich, forderte die Theologin und erhielt dafür Beifall. "Wo wir hier Verantwortung übernehmen, für Gerechtigkeit und Frieden einstehen, legen wir Spuren von Gottes Zukunft."
Am Ende des 100-minütigen und meist von Regen begleiteten Gottesdienstes, der live im MDR Fernsehen übertragen wurde, erinnerte Landesbischof Jochen Bohl an den sonnenverwöhnten Abschlussgottesdienst beim Deutschen Evangelischen Kirchentag 2011 in Dresden. Er ziehe daraus zwei Lehren: "Wir haben keinen Wettergott. Und wir können auch bei Regen." Für die 475 zeitweise im Regen stehenden Kinder versprach er zur Belohnung bei der nächsten Hitze "eine dicke Eisbombe" auf Rechnung des Bischofs.
Die Dialogpredigt zum Nachlesen
Impressionen vom Elbe-Tauffest
Impressionen vom Elbe-Kirchentag in Pirna
Festtag 100 Jahre Glaube + Heimat
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