War es nur ein frommer Wunsch? Die raue Debatte um gleichgeschlechtliche Partnerschaften, die nach einem Kirchenleitungsbeschluss von Anfang 2012 in Einzelfällen in Pfarrhäuser einziehen dürfen, schien sich gelegt zu haben. Und nun das: In einem Chemnitzer Appell hat die Bekenntnisinitiative ihre Forderung nach Rücknahme jener Öffnung für Homosexuelle erneuert.
Viele mag das enttäuschen. Und ja: 200 Teilnehmer beim Tag der Bekenntnisinitiative sind noch keine Massenbewegung. Doch sie zeigen ein weit verbreitetes Unbehagen am Wandel von Werten. Und das Gefühl, von oben nicht gehört zu werden. In der Politik hat die AfD diesen Menschen eine Stimme gegeben. Auch in der Kirche müssen sie eine Stimme haben. Die Wunden in vielen Kirchgemeinden sind noch offen. Übrigens auch die der betroffenen Menschen, die diese Debatte ganz persönlich angreift.
Die Baustelle ist weit größer als das Thema Homosexualität. Es geht um das Monopol der historisch-kritischen Auslegung der Bibel, um die akademische Theologenausbildung – und letztlich um die knallharte Verteilungsfrage, wer in der Landeskirche für welches geistliche Anliegen wieviel Geld bekommt. Dass die Bekenntnisinitiatve jetzt all diese Themen offen auf den Tisch legt, ist auch ein Gewinn.
Nun müssen Kirchenleitung und Theologie ihrerseits für ihre Positionen werben. So, dass es die Herzen der Menschen in den Kirchgemeinden erreicht. Denn das ist ein Kernproblem der bisherigen Diskussion: Sie war oft zu akademisch, zu intellektuell. Bei vielen Christen kam an: Sie war zu abgehoben – von ihrer Lebenswirklichkeit und von der Bibel. Theologie aber kann die Menschen nur über das Herz erreichen. Oder gar nicht.
Impressionen vom Elbe-Tauffest
Impressionen vom Elbe-Kirchentag in Pirna