Schulden wiegen schwer
Beratungsbedarf gestiegen – Diakonie Sachsen will Wirtschaftskompetenz als Schulstoff
Sie sind jung, haben Träume und Bedürfnisse, aber oft nicht viel Geld. Birgit und Peter zum Beispiel stehen kurz vor dem Ende ihrer Ausbildung, sie zur Krankenschwester, er zum Maurer. Ein Auto für mehrere tausend Euro will Peter kaufen, Birgit braucht Möbel für die neue Wohnung. Aber wie geht das mit 1200 Euro netto im Monat?
„Mach Dir einen Plan!“, rät Dirk Beyer von der Schuldnerberatung der Diakonie Rochlitz. Mit diesem Motto geht er auch in Berufs- und Oberschulen der Region. Das fiktive Beispiel von Birgit und Peter will dabei die jungen Menschen zu einer Haushaltplanung anregen. „Es geht um die Vorbereitung auf das Leben mit konkreten Dingen wie Vertragsrecht und Versicherungen“, sagt der Berater über die angestrebte finanzielle Allgemeinbildung.
Verdeutlichen kann er das mit der Haushaltwaage (Foto oben), auf der die rosa Sandsäcke für Ausgaben und die blauen für Einnahmen stehen. „Um handlungsfähig zu bleiben, sollte am Ende des Monats die blaue Seite etwas schwerer wiegen“, sagt Dirk Beyer und rät zum regelmäßigen Sparen.
Gleichzeitig weiß er aus der täglichen Arbeit, dass gerade junge Menschen zwischen 25 und 45 Jahren überdurchschnittlich von Überschuldung betroffen sind. Das zeigt auch der Bericht der Diakonie Sachsen, der kürzlich anlässlich der bundesweiten Aktionswoche der Schuldnerberatungen vorgestellt wurde. Demnach sind in Sachsen im vergangenen Jahr mehr Menschen in Schuldnerberatungsstellen betreut worden als noch 2023. Insgesamt listet der Wohlfahrtsverband 3634 Beratungsfälle auf. Im Vorjahr 2023 waren es 3480 Fälle.
Etwa 38 Prozent der Ratsuchenden seien Angestellte und Selbstständige. Dies zeige, dass auch Menschen mit Einkommen in prekäre finanzielle Lagen geraten, hieß es. Die Diakonie fordert eine Verdoppelung der personellen Kapazitäten in den Beratungsstellen und eine einheitliche statistische Erfassung aller Überschuldungsfälle im Freistaat.
Sachsens Diakoniechef Dietrich Bauer erklärte: „Jeder Euro, der in die Schuldnerberatung investiert wird, bringt einen gesellschaftlichen Mehrwert und entlastet langfristig die öffentlichen Kassen.“ Finanzielle Allgemeinbildung müsse auch ein fester Bestandteil des sächsischen Lehrplans werden, um junge Menschen frühzeitig zu stärken. Damit solle verhindert werden, dass Überschuldung an die nächste Generation weitervererbt wird.
Die Referentin für Schuldnerberatung der Diakonie Sachsen, Rotraud Kießling, erklärte, „wir sehen einen dringenden Bedarf an finanzieller Bildung, um Überschuldung präventiv zu begegnen“. Die 19 diakonischen Beratungsstellen in Sachsen böten „nicht nur Hilfe in finanzieller Not, sondern auch vorbeugende Bildungsangebote“.
Ein Dilemma bleibt aktuell nicht aus: Auch die sächsische Landesregierung aus CDU und SPD will sparen, um keine neuen Schulden für ihren Doppelhaushalt 2025/26 aufzunehmen – ein Vorsatz ganz im Sinne der Schuldnerberatung. Doch zum Sparkurs gehören für das Kabinett auch Kürzungen im Bereich der Schuldnerberatung, ist im Entwurf des Haushaltplans zu lesen. "Diese Streichung würde viele Beratungsstellen treffen", sagt Dirk Beyer in Rochlitz und warnt vor den negativen Folgen.
Fazit: In Zeiten knapper Kassen ist eine solide und ausgewogene Finanzplanung nicht einfach – das gilt für Sachsen genauso wie für „Birgit“ und „Peter“.
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