Weihnachten auf der Flucht
Während Sachsen auf eine weiße Weihnacht hofft, fürchten die christlichen Flüchtlinge im Irak und in Syrien die Kälte des Winters. Sie fliehen vor Krieg und Gewalt.
Die St. Ephrem-Kathedrale ist ein stolzer, sandfarbener Kuppelbau. Kurz nachdem die Terrormilizen des »Islamischen Staates« (IS) das irakische Mossul Ende Juni überfallen hatte, rissen die Islamisten das Kreuz von der syrisch-orthodoxen Kirche und machten sie zum Sitz des regionalen Mujaheddin-Rates – jetzt sollen sie das christliche Gotteshaus nach Informationen des päpstlichen Nachrichtendienstes Fides gar in eine Moschee umgewandelt haben. Christen dürfte es dort ohnehin nicht mehr geben.
»Die Christen im Irak haben einen tödlichen Schlag erhalten«, schreibt Patriarch Louis Raphael Sako, der Vorsitzende der chaldäisch-katholischen Bischofskonferenz im Irak, nach den Angriffen des IS. 120 000 christliche Flüchtlinge aus der Gegend um Mossul zählt die chaldäische Kirche im nordirakischen Kurdengebiet, unter ihnen viele Kinder. Es sind die Erben des biblischen Ninives, eine der ältesten christlichen Gemeinden der Welt.
Auch viele Muslime sind Opfer des »Islamischen Staates«. In seinem Zentrum, der syrischen Stadt Raqqa, harren nach Informationen des arabischen Nachrichtenportals ankawa.com noch 25 christliche Familien aus. Es sind armenische Christen, die zu arm oder zu krank seien für eine Flucht – und nun Schutzgeld an die Islamisten in Höhe von 535 US-Dollar zahlen müssten. Das Eigentum von Christen hatte der IS schon vorher beschlagnahmt, christliche Bücher ließ er verbrennen.
Auch in den nicht von Islamisten besetzten Teilen Syriens regiert im vierten Jahr der Krieg. Die friedliche Revolution beantwortet die Assad-Diktatur mit Gewalt, die das ganze Land in einen Strudel zieht und sich festfrisst. »Früher hatten wir Projekte für einen Kindergarten oder eine Schule, jetzt planen wir die Vergrößerung des christlichen Friedhofs«, sagt der maronitische Erzbischof von Damaskus, Samir Nassar, dem Hilfswerk »Kirche in Not«.
Über 200 000 Menschen sind bisher im syrischen Bürgerkrieg gestorben, schätzungsweise mehr als ein Viertel der Christen soll dem Land den Rücken gekehrt haben. Die Kirchen, denen verschiedentlich Nähe zum Regime vorgeworfen wird, versuchen ganz praktisch die Not zu lindern. »Es gibt eine Rückkehr zum Glauben«, sagt der Erzbischof von Damaskus. »Die Menschen haben ja auch nichts mehr als den Glauben. Man ist in einer Sackgasse und wartet auf den Tod.«
Die irakischen Bischöfe forderten auf einem Treffen im November die Befreiung der Ninive-Ebene um Mossul von der Herrschaft des »Islamischen Staates«. »Wir haben nicht nur ein Eingreifen der Zentralregierung in Bagdad und der Kurden gefordert, sondern auch der internationalen Gemeinschaft«, sagte danach der Weihbischof von Bagdad, Shlemon Warduni. Von Bagdad, den Kurden und der Welt indes fühlen sich die irakischen Christen allein gelassen.
Jetzt bricht der Winter für die oft in Zelten lebenden Flüchtlinge im Irak und in Syrien an. Christliche Hilfswerke wie »Kirche in Not« und »Open Doors« errichten Wohncontainer, bezahlen Wohnungen und Öfen, schicken Decken und Essenpakete, errichten Schulen – und sammeln Geld für Weihnachtsgeschenke an die Kinder.
Auch der Lutherische Weltbund hat ein Hilfsprogramm für die irakischen Flüchtlinge begonnen. Die Initiative dafür kam aus der bayerischen Landeskirche, die eine halbe Million Euro spendete. Die sächsische Landeskirche gibt 20 000 Euro. Bayerns Landesbischof, der neue EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm, hatte sich schon im September in vorderster Frontlinie ein Bild von der Bedrohung der Christen durch den IS-Terror im Nordirak gemacht.
In dem christlichen Dorf Telkaif hatte seine Landeskirche vor wenigen Jahren einen Kindergarten mit aufgebaut. Dort weht nun die schwarze Fahne der IS-Terroristen auf der Kirche.
Impressionen vom Elbe-Tauffest
Impressionen vom Elbe-Kirchentag in Pirna
Festtag 100 Jahre Glaube + Heimat
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