Frieden an der Elbe
Kirchgemeinden erinnern an das Ende des Weltkriegs vor 80 Jahren – Friedensläuten am 9. Mai
Verleih uns Frieden gnädiglich – dieser Wunsch ist in diesen Tagen oft zu hören. Mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde er vor 80 Jahren in Deutschland Wirklichkeit. An der Elbe wurde nun insbesondere an das erste Zusammentreffen von US-Soldaten und Rotarmisten erinnert: am 25. April 1945 bei Strehla und Lorenzkirch. Beim offiziellen Festakt sprachen die Strehlaer Pfarrerin Claudia Friedrich und ihre Zeithainer Kollegin Jutta Gildehaus in Anwesenheit des sächsischen Ministerpräsidenten und des russischen Botschafters ein Gebet sowie ein Totengedenken für die Opfer des Weltkriegs. Der anschließende Gottesdienst in der Stadtkirche in Strehla war ein eindringlicher Appell für den Frieden. „Die Begegnung an der Elbe ist ein besonderes Ereignis. Ich habe das Gefühl, dass das Jubiläum den Menschen hier etwas bedeutet“, sagte Pfarrerin Claudia Friedrich dazu. Pfarrerin Jutta Gildehaus, die den Gottesdienst mitgestaltete, hat einen sehr persönlichen Zugang zu diesem Thema: „Meine Eltern haben den Krieg miterlebt und oft darüber geredet. Ihr Mitgefühl hat mich Pfarrerin werden lassen.“
Zeitzeugenberichte von 1945 verdeutlichten im Gottesdienst die Situation des Kriegsendes. Der 90-jährige Lothar Schlegel konnte sich noch an die Bombenangriffe auf die nahe gelegenen Orte Riesa und Zeithain erinnern, die der historischen Begegnung der Soldaten an der Elbe vorausgingen. Tagebucheintragungen von Strehlaer Bürgern schilderten die Ereignisse in der Kleinstadt. Die letzte Ponton-Brücke über die Elbe wurde am 22. April 1945 von der Wehrmacht unter Benutzung gesprengt, so dass am 25. April an der Elbe noch zahlreiche Tote lagen. Die Soldaten entschieden, davon keine Fotos zu veröffentlichen. So wurde das historische Treffen der Armeen einen Tag später in Torgau nachgestellt.
Pfarrerin Claudia Friedrich fragte in ihrer Predigt, wie der Frieden 1945 angesichts dieser Ereignisse wohl geklungen habe. Sie erinnerte daran, dass jeder bei sich selbst anfangen solle, den Frieden zu suchen. Die Kirche könne für die persönliche Besinnung einen würdevollen Rahmen bieten: „Wir wollen damit eine neue Spur des Friedens legen.“ Die Besucher sprachen sich gegenseitig den Gruß „Friede sei mit dir“ zu. Das Versöhnungsgebet von Coventry wurde verlesen. An einer im Jahre 2019 errichteten Friedensstele entzündete unter anderem Joseph Wolff ein Friedenslicht. Sein Vater Joe Polowsky war einer der amerikanischen Soldaten, die an der Elbe den sowjetischen Soldaten die Hand gereicht hatten.
Pfarrerin Claudia Friedrich ist überzeugt, dass der Friedensgottesdienst Strahlkraft über Strehla hinaus hat: „Wir zeigen hier unsere Verbundenheit mit der Welt. Die Menschen sehen, dass wir die Erinnerung wach halten und uns das wichtig ist. Ich hoffe, dass das auch zu einem friedlicheren Umgang miteinander beiträgt.“
Dazu soll auch das Friedensläuten am 9. Mai beitragen. Zum 80. Jahrestag des Kriegsendes erklingen von 18 bis 18.15 Uhr in ganz Europa Glocken aller Art. Ausgangspunkt ist die Kulturhauptstadt Europas, Chemnitz.
Impressionen vom Elbe-Tauffest
Impressionen vom Elbe-Kirchentag in Pirna
Festtag 100 Jahre Glaube + Heimat
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