Was habe ich in den letzten Jahren nicht alles gefastet: Bier, Schokolade, Fleisch, Wein, Autofahren, Fernsehen und anderes mehr. Und am Ende der Passionszeit die große Freude, das Gefastete wieder genießen zu dürfen. Natürlich mit größerer Wertschätzung, mit mehr Aufmerksamkeit. Aber es fand immer wieder einen Platz in meinem Leben.
In diesem Jahr nun will ich sieben Wochen auf das »Runtermachen« anderer Leute verzichten. So lautet zumindest das Motto der bundesweiten Fastenaktion »Sieben Wochen Ohne« der Evangelischen Kirche in Deutschland. Doch das heißt nicht, einfach nur auf »Du Blödmann« im Autoverkehr zu verzichten. Oder auf »Ihr seid ja verrückt«, wenn meine Kinder es mit der Körperbemalung übertreiben.
Es verlangt vielmehr nach positiven, wertschätzenden Worten und Einstellungen. Auch nach einem Standpunkt, der nicht erhaben ist, um von dort aus meinen Gegenüber »runterzumachen«. Sondern ich muss mich auch mal kleiner machen, mein Ego zurücknehmen, um meine Kinder oder meine Schwiegermutter »raufzumachen«. Das ist eigentlich einfach, doch im Alltag geht es schnell wieder unter. Die Fastenzeit ist aber eine gute Gelegenheit, diesen Perspektivwechsel auszuprobieren.
Doch was passiert am Ende der Fastenzeit? Darf ich mich ab Ostern wieder darauf freuen, andere »runterzumachen« und an ihnen herumzumäkeln? Darf ich dann mit Genuss auf andere schimpfen?
Ich hoffe, es wird wie beim Fernsehen und Autofahren: Wenn es nötig ist, dann will ich nicht darauf verzichten, meinem Ärger Luft zu machen. Aber über die sieben Wochen hinaus soll eine positivere Einstellung erhalten bleiben: einfach mal weniger mäkeln.
Festtag 100 Jahre Glaube + Heimat
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