Schwarze Fahne statt Kreuz
Unter dem Terror des Islamischen Staates leiden tausende Christen. Die Kirchen sehen einen Ausweg nur in Versöhnung – und reichen Muslimen die Hand.
Das ist eine der jüngsten Nachrichten aus dem Islamischen Staat: Die Kuppel der altehrwürdigen St. Josephs-Kirche in der Altstadt von Mossul sei schwarz angestrichen worden, berichten Augenzeugen dem arabischen Nachrichtenportal ankawa.com. Das chaldäische Gotteshaus solle künftig den Namen eines getöteten IS-Kommandanten tragen und als Moschee dienen.
Es ist überaus schwierig, verlässliche Informationen aus dem Terrorregime des selbsternannten Islamischen Staates (IS) zu erhalten. Örtliche Nachrichtenseiten im Internet wie ankawa.com sowie die im Orient reich verzweigten Informationskanäle der katholischen Kirche geben Einblicke in die Lage der Christen dort.
Fakt ist: So gut wie alle der über 50 000 Katholiken in der im Juni letzten Jahres eroberten Region Mossul wurden vertrieben – so wie fast sämtliche Christen in den von den Islamisten beherrschten Gebieten Syriens und des Iraks. Die meisten nach Kurdistan, tausende in den Libanon oder nach Jordanien. Und fast immer in elende Lager unter einem sengend heißen Himmel.
Ihre einzige Hoffnung: Dass die irakische Regierung mit ihrer im Frühjahr begonnenen und von US-Bombern unterstützen Offensive gegen den IS auch die Ninive-Ebene samt Mossul erreicht. Doch der Irak ist vom Machtkampf zwischen Sunniten und Schiiten mit ihrer Schutzmacht Iran im Rücken zerrissen. Auf der syrischen Seite der Grenze gelang es von amerikanischen Flugzeugen unterstützten Kurden- und Christen-Milizen Ende Mai, 30 christliche Dörfer entlang des Flusses Khabur vom IS zu befreien. Ihre assyrischen Bewohner fanden nach ihrer Rückkehr verwüstete Kirchen, zerstörte Kreuze und anti-christliche Schriften an Mauern. Von 230 entführten Glaubensgenossen fehlte jede Spur. Ende Juni schlug der IS zurück und eroberte Teile der nahen syrischen Stadt Hassakè. 4000 christliche Familien mussten nach Angaben des syrisch-katholischen Erzbischofs Hindo fliehen.
So geht es hin und her. Ein Frieden scheint unerreichbar weit entfernt. Im Strudel der zum Krieg gewordenen Revolution in Syrien suchte die traditionell Regime-unkritische orthodoxe Synode am 11. Juni das Gespräch mit Präsident Bashar al-Assad und dessen Nähe. Zwei Tage zuvor hatten die fünf Patriarchen von Antiochien eine »politische Lösung« sowie eine internationale Unterstützung beim Kampf gegen den IS gefordert. Assad lässt weiter bomben und foltern, es trifft Muslime wie Christen – für die Kirchen ist er das kleinere Übel.
Zu Beginn des muslimischen Fastenmonats Ramadan wandte sich der chaldäische Patriarch Louis Raphael I. an seine »muslimischen Brüder und Schwestern mit aufrichtigsten Glückwünschen in der Hoffnung, dass Gott sie mit reichem Segen beschenken wird und unser geliebtes Land beschützen möge«. Nur eine nationale Aussöhnung werde die Tragödie eines ganzen Volkes beenden, schrieb der irakische Primas der chaldäischen Kirche zum Jahrestag der Eroberung Mossuls durch den IS. Die Konflikte dürften nicht länger mit religiösen Gründen motiviert werden, damit Kinder nicht mehr »wegen Hunger, Durst oder fehlender Medikamente sterben müssen«.
Als Ende Mai der katholische Pater Jacques Mourad in Syrien wahrscheinlich von Islamisten entführt wurde, versuchten muslimische Dorfoberhäupter und Clan-Chefs nach Angaben des Vatikans ihn freizubekommen. Sie schätzen sein Engagement für den Dialog zwischen Christen und Muslimen – und seine ganz praktische Hilfe ohne Ansehen der Religion und des Stammes. Der Pater bleibt verschollen. Ein Kampf zwischen Muslimen und Christen aber scheint zumindest in seinem Dorf auszufallen.
Impressionen vom Elbe-Tauffest
Impressionen vom Elbe-Kirchentag in Pirna
Festtag 100 Jahre Glaube + Heimat
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