Musik und Mystik: Enjott Schneider ist als Komponist von Filmusik bekannt geworden. Ende Mai hat er seinen 70. Geburtstag gefeiert. Ein Gespräch über das Verhältnis von Musik und Religion.
Meister magischer Filmmusiken: Der Komponist Enjott Schneider (70) in einem Musikstudio. Der frühere Kirchenmusiker bekleidet neben seiner umfangreichen Kompositionstätigkeit seit vielen Jahren eine Filmmusik-Professur in München, wo er lebt und arbeitet. ©
M. Vietmaier
Herr Schneider, zu Ihrem umfangreichen Werk gehören auch ein »Luthermosaik« oder eine Motette. Wie sehen Sie das Verhältnis von Religion und Musik?
Enjott Schneider: Die Musik war schon immer einer Rückbindung an die Re-ligio (von religare = rückbinden) und hatte ihren Ursprung im Religiösen. In jeder kultischen Handlung bewirken Klänge den Übergang ins Numinose, wie beispielsweise die Trommel bei den Schamanen, die Orgel bei der Wandlung oder das Didgeridoo bei den australischen Aborigines. Denn die Welt ist das »Wellende« und besteht – in subatomaren wie in galaktischen Dimensionen - nur aus Schwingungen, aus Frequenzschichtungen. Musiker sind also die Fachleute für Wellen und Schwingungen, aus denen sich alle Materie konkretis