Am Frieden dranbleiben
Umkehr: Die Wege zum Frieden stecken heute in vielen Sackgassen. Die Friedensdekade erinnert in diesem Jahr daran, dass eine Umkehr zum Frieden nicht nur notwendig, sondern auch machbar ist.
Der Blick in die Welt ist ernüchternd: Die wirtschaftliche und soziale Ungerechtigkeit ist immens und wächst weiter. Die Umweltzerstörung nimmt zu, der Klimawandel schreitet voran. Die Zahl der mit militärischer Gewalt ausgetragenen Konflikte wächst, die meisten Staaten rüsten auf, Atomwaffen werden »modernisiert« und es werden nahezu ungehemmt Rüstungsgüter in alle Welt exportiert, wie der aktuelle Rüstungsexportbericht 2019 der Bundesregierung zeigt.
Und zugleich gibt es das Wissen um Alternativen. Im ökumenischen Kontext ist es der konziliare Prozess für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung, der auch 37 Jahre nach seinem Beginn die Ausrichtung für notwendige Veränderungen beschreibt. Für Staaten sind es unter anderem die Nachhaltigkeitsziele (SDGs). Es ist bekannt, was sich ändern muss.
Die Kundgebung der EKD-Synode 2019 in Dresden stellt fest: »Eine gerechtere, ressourcenschonendere und die Würde achtende Weltordnung ist der wichtigste Beitrag für mehr globale Sicherheit und weniger Konflikte. Die wichtigen globalen Herausforderungen lassen sich nicht militärisch lösen, sie bedürfen des politischen Ausgleichs sowie der Berücksichtigung des Rechtes und des Wohles aller Beteiligten.«
Woran hapert es, dass die notwendige »Umkehr zum Frieden« noch nicht von einer breiten Bewegung getragen wird und generell mehr Einfluss entfalten kann? Was können wir von den Regierenden erwarten? Was von einer Wirtschaft, die weltweit den Prinzipien der sogenannten freien Marktwirtschaft und dem Ziel der Gewinnmaximierung folgt? Die Unzufriedenheit mit den sozialen und politischen Verhältnissen ist jedenfalls groß und wird in vielen Ländern auf der Straße sichtbar. Aber der Protest mündet zumeist nicht in grundlegende Veränderungen. Der Widerstand der jeweils Mächtigen ist zu groß oder neue Regierungen haben kein Interesse an einer radikalen Umkehr. Jenseits der Scheinwerfer der Medien gibt es aber durchaus in vielen Regionen erfolgreiche Veränderungsprozesse, die vor allem von Frauen initiiert und getragen werden.
Es wird deutlich: Es kann keine schnellen Lösungen geben. So wenig wie militärische Interventionen zum Frieden führen, so wenig kann den Menschen das Umdenken verordnet werden, das für grundlegende, demokratische Veränderungen notwendig wäre. Letztlich muss der ökumenische Prozess weitergehen: die langfristige Basisarbeit mit Informationsvermittlung, (Friedens-)Bildung und einer alternativen Praxis, Protest und politischer Lobbyarbeit und vieles andere mehr. Wie zum Beispiel die Friedenswoche Mutlangen, die sich seit langem für die Abschaffung und Ächtung von Atomwaffen einsetzt.
Das Motto der Ökumenischen Friedensdekade 2020 knüpft an die kontroversen Debatten um die Nachrüstung Anfang der 1980er Jahre an. »Umkehr zum Leben« war die Losung des Deutschen Evangelischen Kirchentages 1983. Angesichts des NATO-Doppelbeschlusses vom Dezember 1979 zur atomaren »Nachrüstung« in Zeiten des Kalten Krieges stand die Friedensfrage im Mittelpunkt des Kirchentages. Damals prägten die lila Tücher mit der Aufschrift »Die Zeit ist da für ein Nein ohne jedes Ja zu Massenvernichtungswaffen« nicht nur das Bild des Abschlussgottesdienstes. Die Friedensbewegung trug mit zum Ende des Kalten Krieges und den nachfolgenden erfolgreichen Abrüstungsverträgen bei – die Verträge, die aktuell gekündigt werden oder auslaufen.
So unbefriedigend es auch ist: Frieden fällt nicht vom Himmel, vielmehr bedarf es immer wieder vielfältiger Anstrengungen für eine »Umkehr zum Frieden«. Und Christinnen und Christen sind gewiss: Über dieser langfristig angelegten Arbeit liegt Gottes Segen.
Impressionen vom Elbe-Tauffest
Impressionen vom Elbe-Kirchentag in Pirna
Festtag 100 Jahre Glaube + Heimat
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