Generation Zukunft?
Die Woche für das Leben widmet sich vom 22. bis 29. April den Krisen der jungen Generation. Corona, Klimawandel und Krieg verschärfen die psychischen Belastungen junger Erwachsenen.
Was wird morgen sein? Natürlich wusste man das noch nie. Die Erfahrungen der letzten beiden Jahre aber haben diese Ungewissheit existenzieller werden lassen. Mehr und mehr prägt sie das Lebensgefühl von Menschen, insbesondere derjenigen, die gerade dabei sind, ihr Leben zu bauen. Eine ganze Generation fragt sich: Wenn ich nicht weiß, was morgen sein wird – wie soll ich mich dann heute entscheiden? In der Zuspitzung, die wir heute erleben, kann diese Frage Druck aufbauen und bis zur Lähmung führen. Sie kann aber auch eine gehörige Portion Mut freisetzen. Dieser Mut hat zu einem erstaunlichen Phänomen geführt, für das der Management-Professor Anthony Klotz im Mai 2021 den Begriff »Great Resignation« (»Großer Austritt««) geprägt hat: Mitten in der Pandemie kündigen Menschen in Massen freiwillig ihre Jobs. Im April 2021 haben in den USA vier Millionen Menschen ihre Arbeit verlassen; in Deutschland hat laut einer Studie von Forsa im Januar 2022 seit der Pandemie jeder Zehnte seinen Job gewechselt. Besonders beeindruckend: Jeder vierte Stellenwechsler hat gekündigt, ohne einen neuen Job in Aussicht zu haben. Es sind die Jüngeren, die diesen Trend befeuern: In der Generation Z (bis 28-Jährige) war im Januar 2022 jeder Zweite bereit, seinen Job zu wechseln.
Der größte Motor für diese Bewegung ist die Unzufriedenheit mit dem Arbeitsplatz, mit dem Führungsverhalten und der Work-Life-Balance und der Wunsch, etwas Sinnvolles zu tun. »Welchen Sinn hat es, dass ich mit meiner Arbeit ein reiches Unternehmen noch reicher mache?«, fragt sich Marie, eine junge PR-Beraterin, bevor sie sich eine Auszeit nimmt. Was sie danach machen wird? Das weiß sie noch nicht. Unsichere Zeiten verschieben die Prioritäten. Es stellt sich die Frage, was wirklich zählt: Wenn ich ohnehin nicht weiß, was morgen sein wird, warum soll ich dann nicht zumindest heute das machen, was ich wirklich will?
Unter den Jüngeren ergibt sich oft das gleiche Bild: Da sind diejenigen, die ihr Studium dreimal wechseln, die ein Praktikum an das andere reihen, die aus purer Verlegenheit mit einer Ausbildung beginnen, die sie niemals beenden werden. Diese jungen Menschen haben so viele Möglichkeiten, dass sie nicht wissen, wie und was sie wählen sollen. Es gibt aber noch diejenigen, die am Rand stehen, die schon früh die härtesten Seiten des Lebens am eigenen Leib gespürt haben, die wissen, was Ausgegrenztsein, Drogen und Gewalt bedeuten. Sinn scheint für sie ein Luxus zu sein, den sie sich nicht leisten können. Wozu also sich mühen?
Dieser kleine Rundblick mag erahnen lassen, wie breit das Spektrum ist, was junge Menschen heute erleben. Gemeinsam ist ihnen die Erfahrung, in einer unsicheren Welt zu leben. Wer von der Fülle von Möglichkeiten erschlagen ist, wird lernen müssen, einen inneren Kompass zu entwickeln, der in der Unübersichtlichkeit Richtung weisen kann. Die Wechselwilligen, besonders diejenigen, die ins Blaue hinein wechseln wollen, sind gefordert, die Risiken und Chancen, Ängste und Erwartungen ins Wort zu bringen und verschiedene Szenarien zu entwickeln. Denn es gibt auch die, die vorschnelle Entscheidungen später bereuen.
Es geht also um Ermutigung, aber auch um Hilfen in der Entscheidungsfindung. Dafür bietet die Spiritualität, die auf den heiligen Ignatius von Loyola zurückgeht, eine reiche Fundgrube. Ignatius rät, auf die »mociones«, die inneren Regungen, zu achten und so unterscheiden zu lernen, was zu mehr Leben führt. Mehr Leben, das heißt, wo Begeisterung und ein persönliches Angesprochensein spürbar werden, wo die Lust wächst, sich einzusetzen und so etwas wie Berufung – eine Einladung Gottes an mich – erahnbar werden kann. Wer lernt, diese eigenen inneren Regungen zu »lesen« und zu verstehen, wird sich leichter tun, tragfähige Entscheidungen zu treffen und so auch in der Unsicherheit eine Richtschnur haben, die zur Orientierung hilft – hin zu mehr Leben, und vielleicht sogar hin zu der Frage, was denn der ganz persönliche Ruf Gottes sein könnte.
Aus dem Themenheft der »Woche für das Leben«: »Generation Zukunft. Sinnsuche zwischen Angst und Perspektive«
Impressionen vom Elbe-Tauffest
Impressionen vom Elbe-Kirchentag in Pirna
Festtag 100 Jahre Glaube + Heimat
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