Lob des Lesens
Bücher: Die Leipziger Buchmesse (21.–24. März) rückt die Welt des Lesens in den Blick. Es öffnet den Geist – und ist gesund. Doch es braucht auch Brücken zu den Büchern.Noch bevor ich lesen konnte, liebte ich Geschichten. Zwei, drei Mal vorgelesen, kannte ich sie auswendig und tat dann so, als ob ich lesen könne, während ich durch das Buch blätterte. Sobald ich es dann wirklich konnte, hörte ich nicht mehr auf. Bücher über Bücher stapelten sich – und die ganze Welt zog in mein Kinderzimmer ein. Klaus Kordons Trilogie der Wendepunkte führte mich an ernste Bücher heran, die ersten von vielen.
In meiner Familie wurde nicht viel gelesen, meine Bücher waren die einzigen im Haus. Nur in meiner Patentante fand ich eine Verbündete. Sie schickte mir Bücher, sprach mit mir darüber, wollte wissen, was ich las, sie lieh mir alles, was in ihrem Regal stand – ihre Lieblinge Kästner und Kordon, Hesse, Böll, McCourt und Dische. Ich las Literaturnobelpreisträger lange vor meinem Deutsch-Leistungskurs, Politiker-Biografien, Bücher über Israel. Ihre Vorlieben wurden meine und dann ent- wickelte ich meine eigenen dazu.
Lesen eröffnete mir Welten, entführte mich in ferne Länder, an fremde Orte, lesen beruhigte mich, regte mich auf, brachte mich zum Lachen und rührte mich zu Tränen. Kein Tag ohne Buch in der Hand. Was ich als Kind instinktiv begriff, war, wie wichtig es war, zu lesen. Je mehr man liest, desto besser versteht man die Welt. Lesen lehrt kritisches Denken, es fördert den Wissensdurst. Und je mehr man liest, desto begieriger wird man, mehr zu lernen. Studien zufolge trägt der spielerische Umgang mit Büchern, das Vorlesen und Erzählen im Elternhaus wesentlich dazu bei, dass Kinder und Jugendliche Freude am Lesen entwickeln. Über Geschichten werden Wortschatz, Fantasie und soziale Kompetenz gestärkt. Lesen gilt als der Schlüssel zum Bildungserfolg.
»Etwas Geschriebenes, einen Text mit Augen und dem Verstand erfassen«, so definiert der Duden das Lesen. Die Bedeutung reicht jedoch über diesen technischen Aspekt weit hinaus, Lesen gilt als »eine der wichtigsten traditionellen Kulturtechniken« und »wesentliche Voraussetzung für die kulturelle Entwicklung des Menschen« sowie der Gesellschaft als solcher.
Noch dazu ist Lesen gesund. Es kann den Blutdruck und die Herzfrequenz senken und Verspannungen lösen. Lesen öffnet den Geist, wir setzen uns mit einer Vielzahl von Ideen und Denkweisen auseinander und lernen Akzeptanz und Offenheit.
Das Lesen spielt auch eine bedeutende Rolle in vielen Religionen. Im Judentum und Islam, im Hinduismus und Christentum dienen Bücher als Quellen der Offenbarung und der Überlieferung religiösen Wissens. Im Hinduismus gibt es die Vedas, eine Sammlung heiliger Texte, für den Islam ist es der Koran. Im Judentum sind es die Heiligen Schriften, die Christen später als Altes Testament bezeichnen und denen sie ihr Neues Testament hinzugefügt haben – die Bibel. Sie ist eine Quelle der Inspiration, des Glaubens und der ethischen Anleitung. Die Bibel zu lesen bedeutet, sich den Glauben selbst zu erschließen. Wie ich etwas lese, wie ich es interpretiere, das liegt an mir. Lesen macht uns zu mündigen Menschen, die Bibel zu lesen, zu mündigen Christinnen und Christen.
Vom 21. bis 24. März findet die Leipziger Buchmesse statt. Im Rahmen des Lesefestes »Leipzig liest« sind rund 2500 Veranstaltungen geplant. Gastländer sind in diesem Jahr die Niederlande und Flandern. Den SONNTAG und die Evangelische Verlagsanstalt finden Sie in Halle 2, Stand K102.
Lesungs-Tipps für die Leipziger Buchmesse 2024
Donnerstag, 21. März:
Forum offene Gesellschaft (Halle 2, Stand E600): 14.15 bis 15 Uhr: Wie utopisch ist der Frieden? Podiumsdiskussion mit dem Leipziger Buchpreisträger Omri Boehm.
Denkmalwerkstatt im Hansa Haus (Grimmaische Str. 13–15): 19 bis 20 Uhr: »Entfeindet Euch! Auswege aus Spaltung und Gewalt«. Lesung und Gespräch mit Stefan Seidel (Eintritt frei).
Freitag, 22. März:
Forum Sachbuch (Halle 2, Stand F600): 14.30 bis 15 Uhr: Das Kleinste ist nicht zu klein – Mein Lebensweg mit Gott & Menschen. Von und mit Sarah Brendel.
Propsteigemeinde St. Trinitatis: 18 bis 19.30 Uhr: Im Fußball-Himmel – Meine schönsten Geschichten vom Heiligen Rasen. Mit Pfarrer Rainer M. Schießler.
Matthäi-Haus (Dittrichring 12): 19 Uhr »An des Haffes anderm Strand« – Lesung mit Annette Hildebrandt (Eintritt frei)
Freie ev. Gemeinde Leipzig: 19.30 bis 22 Uhr: Das Kleinste ist nicht zu klein – Mein Lebensweg mit Gott & Menschen. Mit Sarah Brendel.
Samstag, 23. März:
Forum Sachbuch (Halle 2, Stand F600): 10.30 bis 11 Uhr: Erschöpfung im Namen der Kirche – Burnout des Pfarrpersonals. Mit Dr. Anja Hanser.
12.30 bis 13 Uhr: »A Love Supreme« – Das wunderbare Zusammenspiel von Spiritualität und Jazz. Mit Uwe Steinmetz. 14.30 bis 15 Uhr: Die Zukunft der Kirche. Mit Theresa Brückner.
Buchhandlung Hugendubel: 11.30 bis 12 Uhr: Aufwärts fallen: Vom Finden neuen Glaubens. Von und mit Priska Lachmann.
Forum offene Gesellschaft (Halle 2, Stand E600): 13.15 bis 14 Uhr: Von Religionen lernen. Podiumsdiskussion.
Gedenkstätte »Runde Ecke«, ehem. »Stasi-Kinosaal«: 16 bis 18 Uhr: Die »Solidarische Kirche« als Wegbereiterin der Friedlichen Revolution – mit Autor Lothar Tautz.
20 bis 22 Uhr: »Gittersee« – Lesung von Charlotte Gneuß.
Stadtteilzentrum Westkreuz-Heilandskirche (Weißenfelser Str. 16): 19 Uhr: »Ich bin Anna« – Roman über Sigmund Freuds Tochter. Lesung mit Tom Saller.
Sonntag, 24. März:
Forum Sachbuch (Halle 2, Stand F600): 17 bis 17.30 Uhr: Loslassen, durchatmen, ausprobieren. Gespräch mit Theresa Brückner; Stefan Seidel.
Impressionen von der Leipziger Buchmesse 2024:
Impressionen vom Elbe-Tauffest
Impressionen vom Elbe-Kirchentag in Pirna
Impressionen Frühjahrssynode 2024
Festtag 100 Jahre Glaube + Heimat
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