Das lockt in den Gottesdienst
Wie werden Familien heute zum Kirchgang motiviert? Erkenntnisse einer Studie aus Sachsen
Für die Weitergabe des Glaubens an nachfolgende Generationen sind Familien die entscheidende Größe. Deshalb nimmt die Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und Familien eine Schlüsselrolle in der Kirche ein. Doch wo fühlen sich Familien in Gottesdiensten willkommen? Und was ist ihnen wichtig?
Eine aktuelle Studie zu familienfreundlichen Gottesdiensten am Institut für Praktische Theologie an der Universität Leipzig kommt zu dem Ergebnis: Der Familiengottesdienst erweist sich als Format mit hoher Bindungswirkung. „Wann immer es spezifische Angebote für Familien gibt, steigt die Wahrscheinlichkeit für einen Gottesdienstbesuch von Familien deutlich“, sagt Alexander Deeg.
Der Professor für Praktische Theologie gehörte zum sechsköpfigen Projektteam der Studie, die von der Landeskirche beauftragt wurde. Deeg zufolge hat der Gottesdienst am Sonntag einen sehr hohen Stellenwert für jene, die häufig den Gottesdienst besuchen. Gelegentliche Besucher dagegen kommen eher anlassbezogen in die Kirche, vor allem zu Weihnachten, bei familiären Anlässen und bei Familiengottesdiensten. Dabei gehen sächsische Befragte insgesamt relativ häufig in die Kirche.
Uhrzeit und kurze Wege haben einen großen Einfluss: Die Ortsgemeinde ist laut Studie der wesentliche Ort des Gottesdienstbesuchs von Familien. Für die überwiegende Mehrheit ist es zudem eine Veranstaltung zwischen Frühstück und Mittagessen. Je gelegentlicher der Kirchgang, desto später am Vormittag wird er präferiert.
Corona hat für den Gottesdienstbesuch keine größere Rolle gespielt. Die meisten Familien gaben an, vor der Pandemie nicht häufiger zur Kirche gegangen zu sein als jetzt. Die Mitwirkung von Familienmitgliedern erhöhe die Bindung an den Gottesdienst, fanden die Forscher heraus. Die Befragten wünschten sich musikalische Vielfalt, vor allem moderne Lieder und andere Musik. Gleichwohl fanden traditionelles Liedgut und klassische Musik ebenso hohe Zustimmung.
Überhaupt: Die hohe Bedeutung der Kirchenmusik habe sich an vielen Stellen der Befragung gezeigt, hieß es bei der Vorstellung der Ergebnisse. In der Stärke der Kirchenmusik in der Fläche liege eine wesentliche Erklärung für die Sonderrolle Sachsens in der Statistik der Evangelischen Kirche in Deutschland, lautete ein Zwischenfazit.
Auch gemeindepädagogische Angebote zeigten sehr hohe Integrationskraft. „Wenn Kinder kirchliche Gruppen besuchen, kommen Familien mit deutlich höherer Wahrscheinlichkeit in den Gottesdienst“, so ein anderes Zwischenfazit.
Überrascht hat die Forscher die hohe Bedeutung des Glaubensbekenntnisses im Gottesdienst, die ähnlich hoch ist wie die der Predigt. Dagegen war die Bedeutung des Abendmahls für Familien relativ gering, ebenso wie die Bedeutung des Essens nach dem Gottesdienst. Beides führte bei der Online-Vorstellung der Ergebnisse zu Diskussionen zwischen Forschenden und den etwa 90 zugeschalteten Interessierten. „Wir können schon behaupten, dass unsere Studie repräsentativ ist für die Gruppe, die wir untersuchen wollten“, sagte Deeg dort. Den Fragebogen mit 52 Fragen hatten rund 2100 Familien beantwortet. Über 80 Prozent der befragten Eltern waren verheiratet und zwischen 31 und 50 Jahre alt. Der Abschlussbericht steht noch aus.
Online-Präsentation und Diskussion:
27. September, 10 bis 13 Uhr
www.kalender.evlks.de/d-94662
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