Gott rettet
Bibelwoche: Die dramatische Bibel-Geschichte von den Männern im Feuerofen (Daniel 3) wird derzeit in vielen Gemeinden bedacht. Es geht um die Zusage Gottes zu retten. Wie antworten wir darauf?
In den vergangenen Tagen wurde in den Medien an die Wannseekonferenz vor 80 Jahren erinnert. Am 24. Januar 1942 trafen sich 15 hochrangige Beamte aus den Ministerien und Sicherheitsdiensten des NS-Staates unter der Leitung des Leiters des Reichssicherheitshauptamtes Reinhard Heydrich in einer Villa am Wannsee. Sie waren von Hermann Göring damit beauftragt worden, die notwendigen Maßnahmen für die »Endlösung der Judenfrage« im deutschen Einflussbereich festzulegen. Von nun an brannten und rauchten sie Tag und Nacht, die Verbrennungsöfen der Firma Topf & Söhne aus Erfurt in Buchenwald und Auschwitz. 30. Januar 2022: Christliche Gemeinden begingen in ganz Deutschland im Rahmen der Bibelwoche zum Buch Daniel den »Ökumenischen Bibelsonntag«. Das Motto lautete: »Gepriesen bist du, Gott, der in die Tiefen schaut« (Daniel 3,54a)! In die Tiefen? So harmlos ist er nicht, der Gott Israels. Wörtlich übersetzt steht da: »… der in die Abgründe schaut«, die Abgründe des Todes, der Dämonen, der Hölle. Der Gott Israels schaut nicht weg. Er mutet sich das zu.
Dieses Motto ist einem großen Lob- und Dankgebet entnommen, in das ein späterer Leser die aramäische Legende von den drei Männern im Feuerofen (Daniel 3) ausklingen ließ. Hananja, Mischael und Asarja waren drei Jünglinge aus der jüdischen Aristokratie, die der König Nebukadnezar nach der Eroberung Jerusalems nach Babylon verschleppt hatte. Sie machten aufgrund ihrer außergewöhnlichen Gelehrsamkeit, die die Weisheit aller babylonischen Weisen, Traum- und Zeichendeuter übertraf, am Hof des fremden Königs Karriere. Und damit standen dem Neid und der Missgunst alle Tore und Türen offen. Wie kann das sein, dass die Fremden, Ausländer und Zugereisten, klüger sind als die eigenen Leute, erfolgreicher als wir? Schnell wurde ein Komplott geschmiedet. Nebukadnezar solle eine goldene Götterstatue errichten. Und zu seiner Einweihung sollten alle Würdenträger und Beamten des Reiches geladen werden, um vor dem Götzenbild auf die Knie zu fallen. Wer nicht erschien, das waren Hananja, Mischael und Asarja. Sie nahmen es ernst mit dem einen und einzigen Gott des Himmels und der Erde, mit dem 1. Gebot: »Ich bin der Herr, dein Gott, du sollst keine anderen Götter haben neben mir« (2. Mose 20)!
Doch die Treue zum Gott ihrer Väter und ihre Standhaftigkeit sollte ihnen zum Verhängnis werden. Sie wurden denunziert und in einen Feuerofen geworfen. Die »Endlösung« stand an, ihre Vernichtung! Aber der Gott Israels durchschaute diesen Abgrund des Bösen. Er sandte seinen Engel, der dafür sorgte, dass die Flammen ihnen nichts anhaben konnten und sie rettete. Fortan wurde der Feuerofen zum Symbol der Bedrohungs- und Rettungserfahrungen des jüdischen Volkes auf dem Weg durch seine Geschichte. Diese Legende war für Israel bereits im 2. Jh. v. Chr. zu einer Widerstands- und Hoffnungsgeschichte geworden. Damals hatte der Seleukidenkönig Antiochos IV. Jerusalem erobert, den Tempel geschändet, geplündert und in ihm einen Altar für Zeus Olympios errichtet. Den Juden verbot er unter Androhung der Todesstrafe die Ausübung der Religion ihrer Väter. Nach vier Jahren war der Spuk vorbei. Antiochos IV., der sich selbst den Beinamen »Epiphanes« (göttliche Erscheinung) zugelegt hatte, wurde als »Epimanes« (Wahnsinniger) verspottet und starb. Der Tempel wurde gereinigt, neu geweiht und das ganze jüdische Volk feierte und feiert bis auf diesen Tag als Erinnerung an diese Ereignisse das Chanukkafest, ein fröhliches Lichterfest als Dank für die Rettung aus dem Fegefeuer der Geschichte. Es war vorbei. Gott sei Dank!
Gott sei Dank, noch und wieder leben sie unter uns, jüdische Gemeinden, gerettet aus den Flammen der Geschichte. Noch sind wir eingeladen, mit ihnen in den großen Lobgesang der Schöpfung einzustimmen, mit dem ein jüdischer Beter in Daniel 3 auf die Rettung Hananjas, Mischaels und Asarjas antwortete. Noch will der Schöpfer und Gott Israels auch der Retter seines Volkes und seiner Geschöpfe sein.
Impressionen vom Elbe-Tauffest
Impressionen vom Elbe-Kirchentag in Pirna
Festtag 100 Jahre Glaube + Heimat
Zum Vergrößern hier klicken.
Weitere Impressionen finden Sie hier.