Gert Flessing schreibt:
23. März 2015, 11:39
Lieber Herr Flessing,
ich hab ja schon manchmal gemeint, dass wir gar nicht so weit auseinander sind.
Leider: Gott ist höchst verfügbar! Jeder Arsch nimmt Gott für sich in Anspruch. Gerade am Kreuz zeigt sich, wie verfügbar Gott ist. Und alle, die über Gott verfügen, verfehlen ihn – auch das sehen wir am Kreuz. (Manche nageln ihn bis heute auf ein Buch fest.)
Und wenn wir ergriffen werden, bleibt es immer zwischen Wollen und Vollbringen! Und in dem allen bleiben wir irdene Gefäße.
Ich hab auch nicht gefordert, dass wir von Gott schweigen sollten. Wir müssen uns halt klar machen, dass zwischen unserer Rede von Gott und Gott immer noch eine Differenz bleibt – notwendig! Denn alle menschliche Rede ist und bleibt Teil des Kreatürlichen. (Sie erinnern sich sicher. Für alle neuen MitleserInnen [und die gedächtnisschwachen alten] gern noch mal den schönen Gedanken von L.W.: “Das hat schon, der heilige Augustin gewusst, wenn er sagt: Was, du Mistviech, du willst keinen Unsinn reden? Rede nur einen Unsinn, es macht nichts!”)
Muslime sind nicht nur verführbar wie wir. Sie wollen zum großen Teil einfach auch nur so vor sich hinleben wie wir. Glauben Sie wirklich, dass die normale muslimische Familie jeden Morgen am Frühstückstisch – nachdem sie die Losung gelesen haben – überlegen, welche Ungläubigen sie jetzt mal in die Luft jagen könnten; welches christliche Land überfallen?
Den freudschen Fehler laste ich meinem Rechner an und werde ihn mal reinigen lassen. Da klemmt öfter mal was.
Herzlich
(und ebenso froh)
Ihr Paul
Erst müssen Kreuze von der Schulwand, dann darf noch das muslimische Tuch auf den Lehrerinnenkopf. Was das Bundesverfassungsgericht 1995 mit dem Kruzifix-Urteil und vergangene Woche im Kopftuch-Urteil entschieden hat, ist für Christen schwer zu verdauen. Und es scheint der von Pegida beschworenen »Islamisierung des christlichen Abendlandes« eine weitere Tür zu öffnen.
Muslimische Lehrerinnen dürfen nun mit Kopftuch ihre Schüler in Deutschland unterrichten. Einzig wenn der Schulfriede vor Ort gefährdet sei, könne ein Verbot erlassen werden. Das ist leider eine noch ziemlich unkonkrete Aussage für jene, die künftig die Verantwortung für die Regelung tragen: die Schulleitungen.
Die Entscheidung erinnert an den Kirchenleitungsbeschluss zu homosexuellen Partnerschaften in sächsischen Pfarrhäusern. Auch darin wurde die Verantwortung von der höchsten Ebene auf die unterste verlagert, nämlich auf die Kirchgemeinden. Und dort muss seither im Einzelfall um den Frieden und die Einheit der Gemeinde gerungen werden. Wie sich gezeigt hat, bislang mit Erfolg.
Es ist kein schlechtes Modell, wenn jene die Verantwortung tragen, die konkret mit der Situation konfrontiert sind. Sie erleben die Wirklichkeit vor Ort – und die sieht an ostdeutschen Schulen häufig anders aus als an westdeutschen, und in erzgebirgischen Kirchgemeinden anders als in Leipziger.
Christen sollten diese Realitäten anerkennen. Sie dürfen weiterhin auf den Schutz der Religionsfreiheit vertrauen. Und sie dürfen sich im Ernstfall für ein Verbot einsetzen – vom Kopftuch in der Schule wie von homosexuellen Partnerschaften im Pfarrhaus. Doch eine Gefahr für den Frieden geht von beiden nicht aus.
A.Rau schreibt:
23. März 2015, 11:54
Lieber Herr Rau,
Ihr Weltliteratur-Text steht unter dem gleichen Vorbehalt wie die Zeitschrift idea – beide sind tendenziell!
Und das, was Ihr Text behauptet, ist zudem noch falsch. Sie haben nämlich gar kein Objekt. Sie erzählen immer davon. Aber Sie haben es noch nie gezeigt. Sie haben mit ihrem überlangen Zeigefinger herumgefuchtelt und in irgendeine Richtung gezeigt. Aber dort war nie etwas zu sehen.
Ich behaupte nicht, ein Objekt zu haben. Ich glaube an Gott. Ich glaube, dass der Gott, an den ich glaube, sich in Jesus Christus – in aller Mehrdeutigkeit – welche dem sinnlich wahrnehmbaren anhaftet – offenbart hat.
Und ich hatte Ihnen einen sehr schönen Text geschickt. Daraus zwei Zitate:
"Der Grund für die Unmöglichkeit einer angemessenen Rede über das Göttliche liegt allein in uns: In der Tatsache, dass wir Menschen sind, die in Gott etwas suchen, das ihre eigenen Kräfte übersteigt, haben wir den offenkundigen Grund dafür, dass wir weder treffend noch verbindlich über ihn sprechen können. Denn wenn Gott wirklich unseren Ansprüchen an ihn genügen können soll, wenn er uns prinzipiell überlegen sein und eine Macht und Größe haben soll, an die nichts Menschliches heranreichen kann, dann muss er auch unser Begriffsvermögen überfordern."
…
"Das einzusehen, ist eine leichte Übung, zu der man kein philosophisches Studium und wohl auch keine theologische Praxis braucht. Man muss nur dem Kindesalter entwachsen sein und sich klar machen können, wie begrenzt die menschlichen Kräfte sind. Natürlich muss man auch den Willen haben, etwas ernsthaft zu begreifen. Dann, so meine ich, erkennt man augenblicklich, dass es letztlich die Begrenzung unserer Fähigkeiten ist, die uns auf eine göttliche Macht hoffen lässt und die es uns im selben Akt unmöglich macht, das, worauf sich unsere Hoffnungen (oder Befürchtungen) richten, angemessen zu erkennen."
(http://www.christ-in-der-gegenwart.de/aktuell/artikel_angebote_detail?k_... )
Und ich finde den Vorwurf ungerecht, dass ich taktieren würde. Ich sage sehr deutlich, dass Ihre Vorstellungen nach meiner Überzeugung falsch sind. Alles – na gut: Fast alles – was Sie sagen, ist nicht richtig. Aber ich weiß, dass meine Sicht eben meine Sicht ist. Und aus Ihrer Sicht ist es eben anders. (Das lässt sich übrigens in einem kleinen Pamphlet genauer nachlesen, das nun im Schatten Ihres noch immer unterschätzten Werkes der theologischen Weltliteratur ein kümmerliches Dasein fristet.) Bei der Jungfrau Maria habe ich nie beweglich argumentiert, sondern erklärt, wie das zu verstehen ist – nach der Logik meiner Tradition.
Wenn ich taktiere, dann um mich selbst zu betrügen, damit ich nicht merke, dass das, was ich hier zum Erhalt der kirchlichen Einheit versuche, vollkommen sinnlos ist.
Herzlich
Ihr Paul
Selbstverständlich ist mein Text tendenziell - aber er ist Weltliteratur und idea nicht!
A.Rau schreibt:
23. März 2015, 12:26
Lieber Herr Rau,
merken Sie etwas? "Nun gibt es viele Christen, die …!" Wer verteidigt den Islam? Ich verteidige das Recht der Muslime auf freie Religionsausübung. Ich halte den Islam für falsch – sonst wäre ich ein Muslim. Ich finde vieles schlimm, was Muslime machen – eine Einschätzung, die ich mit vielen Muslimen teile. Und ich meine, dass die, die diese schlimmen Dinge tun, Ihnen ziemlich ähnlich sind – A-Muslime sozusagen.
Wieso ist der Islam eine umstrittene Religion? Oder anders gefragt: Welche Religion ist dann nicht umstritten? Ich könnte auch so fragen: Wer legt denn fest, ob eine Religion und welche Religion umstritten ist?
Noch mal: Ich kritisiere nicht die Bibel und nicht das Christentum. Ich kritisere den Umgang mancher ChristInnen mit der Bibel und das, was diese aus und mit der Bibel machen. Und das gleiche kritisiere ich bei Muslimen. Nur bin ich da nicht so negativ berührt und betroffen.
Und da Sie mir unterstellen, ich hätte keine Argumente: Ich habe kein Argument, welches eine Relevanz hätte – in einem Rechtsstaat. Nun drehen wir das mal um: Welches Argument hätten Sie denn? Wenn Sie eins haben, dann nehmen Sie es und gehen Sie zu einem Gericht und geben Sie es dort ab. (Es gibt viele Argumente gegen Volksmusik, rtl, bild und alles andere und mögliche. Aber diese Argumente haben keine juristische Relevanz.)
Ein Argument bringe ich aber doch noch vor: Wenn das Recht nicht mehr für alle gleich gilt – für Muslime, Atheisten, Christen, … - dann gibt es kein Argument mehr, welches im Zweifel Sie oder mich schützt. Die Würde des Menschen (das ist ohne Adjektiv) ist unantastbar.
Und es heißt nicht: Ihr Christen seid böse! Es heißt: Auch unter uns Christen gibt es solche, die sich nicht wesentlich anders verhalten, als viele Muslime (Das heißt, wir sehen uns da in Sippenhaft [und schämen uns].).
Herzlich
Ihr Paul
A.Rau schreibt:
23. März 2015, 12:29
Lieber Herr Rau,
der Haken ist ein anderer: Ich behaupte nicht, ein Blindenführer zu sein – weil ich um meine Fehlbarkeit weiß.
Ich behaupte nicht, etwas zu wissen – und dann bleibe ich den Erweis schuldig – und leite daraus Normen für andere ab.
Ich bleibe nicht etwas schuldig, was ich dann von anderen fordere.
Und last least not but (oder so ähnlich): Ich finde manches von dem, was ich mache, nicht falsch, sondern richtig. Sie werfen mir Dinge als Fehler vor, die Sie dann aber in gleicher Weise falsch machen würden. (Und es war Jesus, der davor warnte.)
Herzlich
Ihr Paul
P.S. Jetzt ist die Mittagspause aber vorbei.
A.Rau schreibt:
23. März 2015, 12:54
Lieber Herr Rau,
das gebe ich auch zurück: Jetzt argumentieren Sie mit Ihren Sorgen. Und damit kann ich umgehen. Ja, auch ich habe Sorgen. Etwa, dass Ihre Fraktion sich in der Kirche durchsetzen könnte. Oder dass rechte Gesinnungen wieder salonfähig(er) werden. Ich hab auch Sorgen, dass sich muslimische Gruppen oder Neonazis weiter radikalisieren. Unser Wirtschaftssystem macht mir Sorgen. Aber Sorgen sind keine juristische Kategorie. Die gehören in einen zivilgesellschaftlichen Diskurs (Um den mache ich mir auch Sorgen!) Wissen Sie, was Justitia vor den Augen hat? Sie entscheidet in einem freiheitlich-demokratischen Rechtssaat nicht, wer in metaphysischen Fragen recht hat oder unrecht. Sie entscheidet auch die Gottesfrage nicht und nicht die nach der Weltanschauung. Sondern sie fällt ihren Spruch ohn Ansehen der Person nach Recht und Gesetz (Liebe Britta, das ist jetzt wieder so eine Theorie.) Darum wären hier bei uns manche Dinge nicht möglich, die in Saudi-Arabien möglich sind. Sollte eine kleine Gruppe versuchen, das System zu ändern, wären die ein Fall für den Verfassungsschutz (Gut, da mache ich mir auch Sorgen.). Sollte aber eine überwältigende Mehrheit in Deutschland (und die Hürden dafür sind recht hoch) lieber solche Zustände haben wollen, dann wäre es dann eben so. Aber diese Gefahr sehe ich nicht. (Und wenn Sie Israel ansprechen – und ich meine immer noch, dass wir da Anknüpfungspunkte fänden – da kommt dies gerade an eine Grenze. Und das ist nicht unproblematisch – weil Unrecht immer beide Seiten beschädigt.)
Das heißt, dass Muslime genau dann reglementiert werden, wenn sie Gesetze übertreten. Gleiches gilt für A-, B- und C-Christen und für Atheisten und so weiter. Als die Atheisten mal ein Kinderbuch auf den Markt brachten, welches sich über Religionen lustig machte, gab es ein großes Geschrei von vielen ReligionsvertreterInnen. Das war mir peinlich. Per Gericht wurde festgestellt, dass das Buch i.O. sei – im Sinne des Gesetzes. Das fand ich gut. Und ich hätte gegen dieses dumme Kinderbuch gern eine Fortsetzung geschrieben, aber leider kann ich nicht zeichnen. Ich hätte es also nicht illustrieren können.
Jetzt mal unter uns Betbrüdern: Worauf zielt denn das Christentum? Auf die Überwindung der Welt, die Abschaffung des Nationalstaates und der Nationen und die Egalisierung jeglicher Machtansprüche. Oder wollen Sie den Rechtsstaat in die Ewigkeit retten? Das Christentum ist die eschatologische Heilsgemeinschaft. Wir sind Fremdlinge hier und haben hier keine bleibende Stadt. Ja, wir sollten uns wundern, wenn der Staat uns schätzt und fördert! Wisst ihr nicht, dass Freundschaft mit der Welt Feindschaft mit Gott ist? Wer der Welt Freund sein will, der wird Gottes Feind sein. (Für Herrn D.: Der letzte Gedanke ist nicht von mir. Aber wieder gilt: Ich will ja bilden. Das ist zum Selbersuchen.)
Herzlich
Ihr Paul
Hochinteressante Aussage: "Sollte eine kleine Gruppe versuchen, das System zu ändern, wären die ein Fall für den Verfassungsschutz"
Also, da gibt zumindest 2 Fälle!
Derste, wei allerkleinste wäre de, detr winzig kleine Homolobby unter der eh schon kleinen Homogruppierung. Zumal die schon zum größten Teil schon selbst von der winzig kleinen Gruppe unter ihr genervt sind!
Der 2. Fall wäre der der leider nicht mehr ganz so kleinen, aber immer noch klein genug um unter diese Kategorie zufallen, Gruppe des Islam!
Übernehmen Sie als der Gebildeteste unter uns die Meldung adieser Gruppierungen an die entsprechenden Stellen, um schlimmen Schaden von unser Nation abzuwenden?
A.Rau schreibt:
23. März 2015, 13:17
Ah, gut, verstehe. Naja, da würde ich sagen, dass ich das schlecht einschätzen kann. Aber weder der Koran noch die Bibel machen ja schlimme Sachen. Nur die Menschen machen schlimme Sachen, die ihre falschen Schlussfolgerungen aus diesen Büchern ziehen - etwa, wenn sie alles wörtlich nehmen.
Herzlich
Ihr Paul
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