Den Menschen gegen den biblischen Buchstaben verteidigen – darf man das? Vorsicht, Zeitgeist-Alarm! Gerade hat das mal wieder ein Pfarrer versucht. Laut gepredigt sogar. Er ist in Rom tätig, seine Kirche nennt sich Petersdom. Franziskus ist sein Name. Beruf: Papst. Unerhört.
Als er die Worte sprach, war das von vielen Christen in Europa und Amerika erhoffte Wunder gar nicht geschehen: Die römische Synode der 270 katholischen Bischöfe hat weder wiederverheiratete Geschiedene zum katholischen Abendmahl zugelassen noch sich für gleichgeschlechtlich Liebende geöffnet. Sie hat die traditionelle Familie verteidigt und stärkte sie. Doch mitten darin versteckte sich ein Wandel: Denn sie will das nicht mit der Schärfe des Dogmas und des theologischen Urteils tun – sondern mit einer »Dynamik der Barmherzigkeit«.
Papst Franziskus wurde in seiner Abschlussrede noch deutlicher. »Die Erfahrung der Synode hat uns besser verstehen lassen, dass die wahren Verteidiger der Lehre nicht jene sind, die den Buchstaben verteidigen, sondern den Geist; nicht die Idee, sondern den Menschen; nicht die Formeln, sondern die unentgeltliche Liebe Gottes und seiner Vergebung.« Die Kirche ist für den Papst eine Kirche der »geistig Armen und der Sünder auf der Suche nach Vergebung – und nicht nur eine Kirche der Gerechten und Heiligen«. Mit dieser Demut will Franziskus auch allen begegnen, die nicht ins dogmatische Familienbild seiner Kirche passen.
Am Ende ist das viel mehr als Demut. Diese Haltung ist tiefe Theologie: Ehrfurcht vor der Größe und Güte Gottes, die sich menschlichen Urteilsrastern entziehen. Wir in unseren hitzigen evangelischen Debatten können ruhig einiges davon lernen. Auch am Reformationstag.
Impressionen vom Elbe-Tauffest
Impressionen vom Elbe-Kirchentag in Pirna
Festtag 100 Jahre Glaube + Heimat
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