Der Prozess geht alle an
Was die ersten Monate der Reformdebatte gebracht haben – und wie es weitergeht
Die Landeskirche steht vor einer der größten Veränderungen seit 1980/90. Allein die finanziellen Perspektiven verlangen einen noch drastischeren Sparkurs als den bisherigen aus der im Sommer 2015 angestoßenen Reform „Kirche mit Hoffnung in Sachsen“. Der neue Prozess heißt „Kirche im Wandel“. Landesbischof Tobias Bilz sagt dazu: „Alles ist im Wandel: Strukturen, Rollen, Spielräume. Vor Ort und auch insgesamt. Doch wir sind dem nicht nur ausgeliefert. Wir gestalten es auch aktiv. Dafür müssen wir ehrlich und breit diskutieren.“
Das wird fleißig getan. Allein auf der speziell dafür eingerichteten Internetseite der Landeskirche trafen bislang knapp 30 Rückmeldungen von der Basis ein, auch die Frauenarbeit oder die Sächsische Posaunenmission meldeten sich (Link am Ende des Textes). Allein im August wird es zwei lokale Gesprächsrunden geben, „Resonanztreffen“ getauft: Am 14. August in Zwickau-Planitz (Lukaskirche), vier Tage darauf, am 18. August, in Radebeul-Kötzschenbroda (Friedenskirche). Am 21. August können Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus allen kirchlichen Bereichen online über das neue Reformprogramm diskutieren. Ebenfalls im August gestartet werden regionale „Pfarrertage“ in den Kirchenbezirken.
„Die Taktung und die Dichte der Gespräche ist nach meinem Eindruck hoch“, sagt Oberlandeskirchenrat Burkart Pilz. Er ist einer der beiden Arbeitsgruppenleiter auf landeskirchlicher Ebene und stellt im Kontakt mit vielen Menschen bei dem Thema „eine gewisse Unaufgeregtheit fest“. Für weiteren Gesprächsbedarf bietet die Landeskirche spezifische Gesprächsrunden für konkrete Adressatenkreise an. Und dieser Gesprächsbedarf ist da, wie ein erneuter Blick auf die Webseite zeigt: Neben den knapp 30 Beiträgen finden sich 11 ausführliche Kommentare. Burkart Pilz versichert: „Alles wird gelesen und diskutiert.“
Viele schreiben, dass es zuerst Gebet und Demut für den Veränderungsprozess brauche. Nicht selten ist zu lesen, dass sich die Landeskirche an Freikirchen oder der Landeskirchlichen Gemeinschaft orientieren solle, was Strukturen und Flexibilität betrifft. Auch müssten die Pfarrer von der Verwaltung entlastet werden. Überhaupt brauche es in der Verwaltung Veränderung und Unterstützung. Einer der Kernvorschläge im bislang vorliegenden Reformpapier, die Deklaration von kleinen Ortsgemeinden bei gleichzeitiger Vergrößerung von Strukturen, wird intensiv diskutiert.
Dabei wird nicht nur von Kirchenvorständen eine weitere Vergrößerung der Strukturen oft kritisch gesehen, weil Kirche Beziehungsarbeit sei, an der Basis gelebt werde und es die Mitarbeiter sonst noch mehr überfordere.
AG-Leiter Pilz zur Reform generell: „Klar ist: Es wird nicht leicht. Weil es nicht mit partiellen Kürzungen gehen wird, sondern wir tiefgreifende Umstellungen brauchen, die auch unser Selbstverständnis berühren.“
Für Superintendent Jochen Kinder im Leipziger Land geht der Prozess „Kirche im Wandel“ in die richtige Richtung. Er erwarte größere Verwaltungseinheiten, um etwa Liegenschaften professionell betreuen zu können, sagt er. Das geistliche Leben aber werde in der Ortsgemeinde gestaltet – und brauche nicht mehr zwingend einen Pfarrer in der Leitung.
Mehr unter www.engagiert.evlks.de/landeskirche/themen-und-debatten/kirche-im-wandel
Impressionen vom Elbe-Tauffest
Impressionen vom Elbe-Kirchentag in Pirna