Von Bayern lernen
Die Vikariatsausbildung in Sachsen erfährt eine wahre Reformation. Start ist im September
Albrecht Meinel ist niemand Geringerer als Testpilot der künftigen Ausbildung von Pfarrerinnen und Pfarrern für die sächsische Landeskirche: Was einer Zeitenwende gleichkommen wird, hat er mit seinem zweijährigen Erkundungsflug in der bayerischen Landeskirche erfolgreich ausprobiert. Nach der Landung bilanziert der junge Theologe: „Ich blicke sehr positiv auf dieses neue Vikariat. Alle tun ihr Bestes für eine gute Ausbildung.“ Damit kann ab September das bayerische „Vikariat 2026“, wie es offiziell heißt, mit zunächst elf sächsischen Vikaren an den Start gehen. Es ist eine Zäsur, denn vieles wird sich ändern: Vor allem wird die Ausbildung nicht mehr gemeinsam mit anderen ostdeutschen Landeskirchen in Wittenberg absolviert, sondern nun mit der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern (ELKB). Vor knapp zwei Jahren hatte sich Sachsens Landeskirche überraschend für den Wechsel entschieden, weil die Frage der künftigen Trägerschaft der Ausbildung in Wittenberg offen war.
Deren neues Vikariatskonzept, das jetzt ebenfalls startet, hätte Sachsen aber mitgestalten können. In Bayern dagegen war es schon fertig. Mit der Wendung hin nach Bayern wird die Ausbildung sehr mobil: Neben der Praxiszeit in ihrer jeweiligen sächsischen Gemeinde beziehungsweise Region treffen sich die Vikare an verschiedenen Studienorten für Seminare in Bayern und Sachsen. Für den ersten Jahrgang wird es allerdings nur in Bayern große Studientreffen geben, weil sächsische Studienorte noch nicht gebucht werden konnten, bedauert Ellen Reglitz (im Foto 3. v. r.). Sie ist die Ausbildungsreferentin der Landeskirche Sachsens. Vor wenigen Tagen musste sie ihren neuen Vikaren diese geografische Einschränkung mitteilen. Die großen Entfernungen sind eine echte Herausforderung, weiß Testpilot Meinel und berichtet von stundenlangen Anfahrten zu den Seminartreffen. Diesen Nachteil bestätigt die bayrische Ausbildungsreferentin Isolde Schmucker. Das andere Manko: Die unterschiedlichen Ferienzeiten der beiden Bundesländer erschweren die Ausbildungsplanung.
Auch die Dauer des Vikariats verändert sich: Statt 2,5 sind es künftig zwei Jahre. Gestartet werden kann nicht mehr nur im Herbst, sondern auch im Frühjahr. „Wir planten mittelfristig für jedes Halbjahr mit 15 Ausbildungsplätzen für die ELKB und 5 Plätzen für die EVLKS“, sagt Kirchenrätin Schmucker. Dass im Herbst gleich elf Vikare aus Sachsen starten, wird eine Ausnahme bleiben. „Wir werden mit voller Kraft und Einsatz alle Vikarinnen und Vikare aus beiden Landeskirchen ausbilden“, verspricht Schmucker. Übrigens ist künftig aus familiären Gründen auch ein Teilzeitvikariat über drei Jahre möglich, kündigt Ellen Reglitz an.
Was Albrecht Meinel am neuen Vikariat besonders lobt, ist die regionale Ausrichtung des Pfarrberufs. „Teamarbeit kann man von Bayern lernen“, sagt er. Auch den Aufbau des Vikariats aus Modulen, die nun einzeln statt bisher insgesamt am Ende abgeprüft werden, finde er sinnvoll. Auch die Begleitung und Beurteilung der Vikare sei sehr modern geworden, hebt Meinel hervor. Ganz neu sind spirituelle Begleiter.
War für die meisten Vikare bisher in Wittenberg der Erfahrungshintergrund von Kirche in Ostdeutschland gleich oder ähnlich, wird es künftig in und mit Bayern sehr verschieden sein. Dort Volkskirche, hier Diaspora. „Wir aus Bayern lernen eine gesellschaftliche Realität kennen, auf die wir auch zugehen“, sagt die bayrische Referentin Schmucker.
Impressionen vom Elbe-Tauffest
Impressionen vom Elbe-Kirchentag in Pirna
Festtag 100 Jahre Glaube + Heimat
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