
Der neue sächsische Landesbischof Tobias Bilz erwartet, dass sich Deutschland nach der Corona-Pandemie verändern wird. "Ich gehe davon aus, dass wir neue Prioritäten in unserem Leben setzen werden", sagte der Bischof der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens der in Dresden erscheinenden "Sächsischen Zeitung" (Samstag): "Vielleicht auch deshalb, weil unser Sicherheitsdenken erschüttert wird." Das könnte dazu führen", dass wir "uns für die Not anderer öffnen", so Bilz.
Für ihn sei ein Auswuchs dieses Sicherheitsdenkens, "dass wir in unserem Land um die Aufnahme von kaum mehr als hundert Kindern und ihre Mütter ringen, die in griechischen Flüchtlingslagern krank im Schlamm sitzen, weil sie möglicherweise unsere Sicherheit gefährden". Corona aber zeige, dieses Sicherheitsdenken sei unrealistisch, sagte der sächsische Landesbischof.
Gelinge es uns, das, was uns jetzt nachdenklich macht, nach der Krise einzubringen, "hätten wir viel gewonnen". Uns sei doch bewusst, dass wir in Deutschland auf Kosten anderer leben. "Wir wollen es aber nicht merken, weil die anderen weit weg sind", sagte Bilz. Jetzt würden Fragen laut, wo wir tatsächlich global handeln müssen und wo eher regional und womit wir unser Leben anfüllen.
Die Corona-Pandemie sei eine Form von Zumutung, sagte der Bischof: "Sie kann unser Leben zerstören und zugleich Veränderungen provozieren." Damit sei sie eine große Herausforderung und zugleich eine Anfrage an unseren Lebensstil: "Wir müssen zu einem neuen Verantwortlichkeitsdenken kommen. Ich bin für das, was ich tue, vor Gott und meinem Nächsten verantwortlich."