Zukünftige Rolle der Kirche umstritten
In einer MDR-TV-Debatte ging es um die künftige Rolle der Kirchen, besonders in Ostdeutschland. Ein Gemeindepfarrer sieht in den Pfarrhäusern einen Ort dörflicher Kommunikation. Auch der Soziologe Hartmut Rosa sieht Kirche als Vermittlerin.
Die künftige Rolle der Kirchen in Deutschland ist selbst unter Mitgliedern der großen Konfessionen umstritten. Glaube gebe grundsätzlich Halt in schwierigen Zeiten, sagte etwa die Präsidentin des Deutschen Evangelischen Kirchentages 2025, Anja Siegesmund, am Montagabend im Rahmen einer Fernsehdebatte der in Erfurt produzierten Sendung „Fakt ist“ im Mitteldeutschen Rundfunk. Dabei sei es wichtig, dass die Kirche sich auch zu allen gesellschaftlichen und politischen Fragen mutig äußere.
Allerdings habe sich die Gesellschaft ebenso wie die Rolle der Kirche in den vergangenen 30 Jahren im Osten verändert. Die Kirche in der DDR sei vor 1989 eine feste Burg gewesen, die eine gesellschaftliche Veränderung erst ermöglicht habe. Daran werde sich heute zu wenig erinnert, sagte die frühere Thüringer Umweltministerin und Grünen-Politikerin. Einen sicheren Raum für Diskussionen benötige die Gesellschaft heute nicht mehr. Trotzdem sei es für die Kirche auch in der Zukunft wichtig, politisch Position zu beziehen.
Der evangelische Pfarrer und Podcaster Justus Geilhufe aus dem sächsischen Großschirma (Landkreis Mittelsachsen) sieht in der Arbeit vor Ort große Chancen für die Institution Kirche. In der heutigen Zeit der gesellschaftlichen Spaltung komme es ganz besonders auf den Pfarrer an. Wenn in den Dörfern kein Verein und kein Gasthaus mehr existiere, sei das Pfarrhaus oftmals der letzte Ort, an dem Menschen im Ort überhaupt noch miteinander ins Gespräch kommen könnten.
Der Soziologe und Direktor des Max-Weber-Kollegs der Universität Erfurt, Hartmut Rosa, sieht den Wert der Kirche in ihrer vermittelnden Funktion. Gerade auf Kirchentagen gebe es eine ganz besondere Kultur des Umgangs miteinander. Dabei sei es schwer von der Kirche zu verlangen, stets eine einheitliche Position in den zentralen gesellschaftlichen Fragen zu finden. Gerade dadurch könne sie die Spaltung im politischen Diskurs aufbrechen. Die Wichtigkeit der Kirche liege somit darin, die Debatten in einer bestimmten Form zu führen, in der nicht jeder Diskussionsteilnehmer den anderen als Feind und Gegner betrachte.
Trotz dieser Bedeutung schrumpfen die christlichen Kirchen in Mitteldeutschland seit Jahren. So gehörten den evangelischen Landeskirchen in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen Ende 2022 insgesamt nur noch rund 1,25 Millionen Mitglieder an. Das waren etwa 40.000 Mitglieder weniger als im Vorjahr 2021. Die katholischen Bistümer im mitteldeutschen Raum verloren im selben Zeitraum etwa 7.300 Gläubige und zählen aktuell nur noch insgesamt 345.000 Mitglieder.
Sendung anschauen in der Mediathek unter: https://www.ardmediathek.de/video/fakt-ist/wandel-wut-und-werte-wieviel-...
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