Ein Ja zur Marktwirtschaft, ein Nein zur Gier – so weit, so klar. Wirklich Anstößiges wird in dem neuen Sozialpapier von evangelischer und katholischer Kirche auch in Sachsen vermisst.
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Nicht in dem Papier findet Gerhard Schönherr die Wahrheit über die soziale Lage, sondern im Gesicht der Frau, die eben aus seiner Tür geht. Seit Jahren schon ist sie ohne Arbeit, voller Zweifel: Was schaffe ich noch, was bin ich wert? Und nun droht noch ihrem Mann der Verlust seiner Stelle.
»Es gibt so viele, denen das schöpfungsgemäße Arbeiten einfach vorenthalten wird«, sagt der Sozialarbeiter des Chemnitzer Kirchenbezirks in seinem Büro in der einstigen Textilarbeiterstadt Limbach-Oberfrohna. Dann liest er in dem am vergangenen Freitag erschienenen Sozialwort der evangelischen und katholischen Kirche ein Loblied auf die Arbeitsmarktreformen als Job-Motor, auf das »Fördern und Fordern« – und es empört ihn. »Der Generalverdacht gegenüber Hartz-IV-Empfängern,