Christoph schreibt:
29. Januar 2015, 8:12
Lieber Christoph, witzig, dass Sie mir jetzt im Blick auf gesellschaftliche Verwerfungen das vorwerfen, was ich Ihnen immer im Blick auf die Bibel vorgeworfen hatte – die Bibel gilt immer gegen andere. Aber mir ging es um etwas anderes. Die Thesen der Antifa-Leute oder der Anti-Deutschen oder anderer extrem linker Gruppen sind gesellschaftlich nicht anschlussfähig – nicht einmal bei denen zur Linken. Dass Gewalt gegen Polizisten indiskutabel ist, scheint mir ein sehr breiter Konsens, der nur ganz links und ganz rechts in frage gestellt wird. (Dass Gewalt von Polizisten in vielen Fällen ebenso indiskutabel ist, scheint nicht so ein breiter Konsens zu sein.) Gewalt gegen Sachen ist auch indiskutabel. (Aber: Ich gebe zu, dass ich angesichts der Gerechtigkeitsfrage manchmal schon so etwas wie Verständnis spüre – gegen meinen Willen. Ganz im Sinne von Brecht: Was ist aus Ausrauben einer Bank gegen die Gründung einer Bank?)
Nationalistisches Gedankengut ist anschlussfähig. Besuchen Sie die Stammtische, reden Sie mit Leuten beim Frisör, lesen Sie in den Foren des Sonntags, unterhalten Sie sich mit Leuten in Ihrer LKG und in vielen Kirchgemeinden. Ich halte das auch für normal. Rassismus (in Verallgemeinerung aller anderer ismusse wie Sexismus …) ist uns genetisch eingeschrieben. Der Mensch ist ein Hordenwesen und ist in diese Strukturen gewoben. Dagegen muss man etwas stellen, was wir Kultur, Geist, Zivilisation nennen können. Das ist aber ständig bedroht. Und es erübrigt sich, darauf hinzuweisen, dass dies natürlich für alle Seiten gilt, weil es ein Phänomen unseres Mensch-Seins im Zuge unserer Mensch-Werdung ist. Das müssen wir uns klar machen. Wir müssen uns über unsere Natur klar werden, damit wir diese mit unserer Kultur einhegen können.
Mit der öffentlichen Wahrnehmung ist es so: Was ich wahrnehmen möchte, nehme ich wahr. Und in meiner sozialen Gruppe werden die meisten es so wahrnehmen, wie ich es wahrnehme. Öffentliche Wahrnehmung ist zu einem großen Teil eine Konstruktion. Ansonsten empfehle ich Ihnen einen Text, den ich Gert Flessing schon einmal empfohlen habe: "Streß und Freiheit" von Peter Sloterdijk. (Ein paar Auszüge finden Sie hier: http://a.sonntag-sachsen.de/2013/10/17/lehren-aus-limburg/comment-page-3... )
Geht es Ihnen gut?
Herzlich
Ihr Paul
Diskutieren Sie mit