Warten auf Gottes Zeichen

Abschluss des Gesprächsprozesses über Bibel und Homosexualität und vier Kandidaten für die Wahl eines neuen Landesbischofs – die Synode ringt um die Einheit der Kirche.
Andreas Roth
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Ende Mai wird einer von ihnen zum Bischof oder zur Bischöfin gewählt: Die Pfarrer Tobias Bilz, Carsten Rentzing und Margrit Klatte sowie Oberlandeskirchenrat Dietrich Bauer (v. l.). © Steffen Giersch

Diese Synode überholt sich sogar selbst. Schon Tage bevor die Kirchenleitung ihre Vorschläge für die Wahl eines Landesbischofs überhaupt nominierte, hatten Synodale um den Dresdner Polizeipfarrer Christian Mendt einen eigenen Kandidaten ausgesucht: Landesjugendpfarrer Tobias Bilz (51).

Zum Beginn der Frühjahrstagung der Landessynode konnte deren Präsident Otto Guse deshalb gleich vier Namen präsentieren. Auf der Liste der Kirchenleitung stehen die Dresdner Pfarrerin Margrit Klatte (47), der Markneukirchener Pfarrer Carsten Rentzing (47) und Oberlandeskirchenrat Dietrich Bauer (55). Aus über 30 Namensvorschlägen und über 240 Wünschen aus den Kirchenbezirken habe die Kirchenleitung ihre Vorschläge destilliert, so Otto Guse. Die entscheidenden Kriterien: langjährige Gemeindeerfahrung, geistliches Profil, Gespür für die sächsische Identität – und die Einheit der Landeskirche. Alle Kandidaten werden sich bei Podiumsdiskussionen in Leipzig, Dresden und Chemnitz vorstellen.

Die zweite Überraschung dieser Synode folgte ausgerechnet zum hoch umstrittenen Gesprächsprozess über Bibel und Homosexualität: Einstimmig wurde dazu eine Abschlusserklärung verabschiedet. Auch Vertreter der Sächsischen Bekenntnisinitiative stimmten ihr zu, obwohl anders als von ihr gefordert der Kirchenleitungsbeschluss zur Öffnung von Pfarrhäusern für homosexuelle Paare nicht zurückgenommen wird.

»Schmerzlich ist uns bewusst, dass es in Fragen ethischer Urteilsbildung nicht zu einem einmütigen Verständnis der Schrift gekommen ist«, heißt es in der Erklärung. In ihr wird zugleich um Vergebung für die Verletzungen in der Debatte gebeten. Und auch um den Geist der Versöhnung und das »rechte Verständnis des Wortes Gottes«, für das künftig am Sonntag Exaudi in allen sächsischen Gottesdiensten gebetet werden soll. Indirekte Kritik am erst nach dem Kirchenleitungsbeschluss angesetzten Gesprächsprozess wird in den Wunsch verpackt, bei theologischen Streitpunkten künftig »zeitig einen offenen Diskurs zu führen«. Den »unterschiedlichen Auffassungen im Schriftverständnis« solle in der Landeskirche weiterhin »Raum gegeben und Schutz gewährt« werden.

Die dahinter liegenden Ängste und Verletzungen offenbarten sich in der nur kurzen Debatte vor dem Beschluss. »Der Schutz darin wird nur auf theologische Positionen bezogen – aber auch Menschen brauchen Schutz vor der Unterstellung, sie lebten in Unzucht oder nähmen Gott nicht ernst«, sagte sichtlich bewegt die mit einer Frau zusammenlebende Leipziger Pfarrerin Ulrike Franke. Pfarrer Gilbert Peikert wiederum forderte von der Landeskirche auch in der Öffentlichkeit Schutz für Christen, die Homosexualität kritisch sehen. »Mir ist nicht klar, ob die Nähe zur Sächsischen Bekenntnisinitiative kein Makel ist auch bei kirchlichen Stellenbesetzungen.«

Die frühere Synodalpräsidentin Gudrun Lindner zeigte sich angesichts der Einstimmigkeit am Ende des Gesprächsprozesses »entsetzt«. »Ich hatte nicht erwartet, dass die Synode die hinter dem Thema liegende Brisanz so schnell mit Liebe zudeckt.«

Weil in der Tat die Wunden und Gräben weiter offen stehen, lud das Synodenpräsidium zum Abschluss des Gesprächsprozesses zu einer Abendmahlsfeier. »Stellen wir uns der schmerzlichen Erkenntnis, dass wir aus eigener Kraft und Weisheit die Einheit der Kirche nicht erringen können«, sagte Synodalpräsident Otto Guse, bevor die Synodalen aus den unterschiedlichen Lagern gemeinsam an den Tisch des Herrn vor dem kriegsversehrten Altar der Dresdner Dreikönigskirche traten. »Vielleicht ist es zwischendurch auch gut, zu schweigen und zuzuhören. Lassen wir Gott zu Wort kommen.«

 

Die Kandidaten für die Bischofswahl stellen sich in drei Podiumsdiskussionen persönlich vor. Sie werden miteinander am 4. Mai in der Leipziger Peterskirche, am 11. Mai in der Dresdner Kreuzkirche und am 18. Mai in der Markuskirche Chemnitz sprechen und die Fragen des Publikums beantworten (Beginn jeweils 19 Uhr). Moderiert wird der Abend von der Radio-PSR-Kirchenredakteurin Friederike Ursprung und SONNTAG-Redakteur Andreas Roth. 

Was möchten Sie gern von den Bischofskandidaten wissen, welche Fragen halten Sie für wichtig?

Schreiben Sie uns bis zum 28. April per E-Mail redaktion@sonntag-sachsen.de oder hier im Forum! 

 

Diskutieren Sie mit

139 Lesermeinungen zu Warten auf Gottes Zeichen
Beobachter schreibt:
25. April 2015, 19:01

Ein herzliches dito!
Sowas kommt von sowas:
Und noch mal, Sie sind nicht so wichtig, daß Sie jede Äußerung Anderer auf sich beziehen müssen!
Was denken Sie, wieviel erhinderter Oberlehrer, alias Schreier, naiver Leipziger es allein dort gibt! Allerdings kehren nicht alle das so extrem und penetrant wie Sie heraus!

Wer ist denn nun wieder "Bastian S."?

Christoph schreibt:
25. April 2015, 13:47

Und was wäre die Alternative z.B. zur "Freien Presse"

Lieber Herr Lehnert,

z.B. die FAZ. Den Rest, den Sie schrieben, ignoriere ich mal ...

Christoph

Johannes schreibt:
25. April 2015, 14:42

Lieber Christoph!
Das ist ein Missverständnis. Ich habe auf den Rheinischen reagiert. Ich käme nicht auf die Idee, dass Sie Ihre Wahrheit von den genannten Personen beziehen; Sie haben sich noch nie auf PI oder JF bezogen. Und es ist gut, dass Sie den Rest, den ich schrieb, ignorieren. Anderes hätte mich verwundert. (Und: Ich wäre nie auf die Idee gekommen, dass jemand als Alternative zur Freien Presse, Volksstimme oder sonstigen Tageszeitung PI-news oder Junge Freiheit anbieten würde. Die Lektüre einiger Beiträge im Forum hat mich leider eines Schlechteren belehrt!)
Freundlich
Johannes Lehnert

Beobachter schreibt:
25. April 2015, 15:33

Einfach lächeln!

Beobachter schreibt:
25. April 2015, 15:45

Ja da können Sie noch soviel Gift und Galle spucken, es gibt nun mal (noch) das Internet!
Die "Freie Presse" ist genauso frei wie früher. Früher war sie in Ermangelung von Alternativen wenigstens für den Klobesuch nützlich, aber heute?

Lutz Schuster schreibt:
25. April 2015, 13:48

Solch ein Missverständnis von der EKD wie von Frau Lindner, die offenbar nicht weiß, dass Friedfertigkeit die Wurzel unseren Glauben ist, muss auch in Sachsen der Vergangenheit angehören.
Daher kann ich den Beitrag von Herrn Flessing zu dieser Frau nur zustimmen.

Für mich ist daher des beste Kandidat:
Der uns ständig zur Friedfertigkeit auffordert wodurch sich von selbst unser Zusammenhalt in der EKD, mit allen Christen und allen Friedfertigen ergibt. Wobei der Zusammenhalt doch unsere Stärke sein sollte und die vermutlich heute auch wichtiger ist, als sie je war.

Vielleicht wollte diese Frau auch nur Stimmung machen. Weshalb ich mir auch noch wünsche, dass es ein Kandidat ist, der immun gegen solche, wie auch alle politisch rechten, linken und grünen Stimmungsmachern ist und auch die, die einst ein Politiker kurz Pinscher nannte.

Bastl schreibt:
25. April 2015, 14:09

Paul schreibt:
25. April 2015, 10:43
Lieber Paul,
ich rede wieder viel zu viel mit Ihnen. Sie stellen in den ersten 3 Sätzen gleich 3 Pseudofragen.
Britta ist zuzustimmen, dass die Gendersprache albern ist. Was meinen Sie wie viele überhaupt wissen, was da läuft geschweige denn, wer diesen Unsinn ernst nimmt? Ich habe natürlich keinen Einblick in welchen erlauchten Kreisen Sie sich bewegen; wohl wäre es mir dort sicher nicht. Aber wenn Sie mit Ihren Kumpels (oder KumpelInnen) so sprechen müssen, dann fühlen Sie sich frei.
Was heißt „Unsere Kinder sprechen uns natürlich mit unseren Namen an.“? Sagen sie nicht Papa oder Mama, sondern die Vornamen?
Wann hätte ich denn mal behauptet, dass der Antichrist aus der Sakristei käme? Das war jemand anderes.
Da Sie ja auch den Begriff „Nazi“ verwenden, können Sie sich ja mal an den Fragen, die ich soeben Britta stellte abarbeiten.
Weil Sie die Hooligans ansprachen. Wo war denn da der Protest der Gutmenschen? Wieso überlässt man das den Hools?
Sie sind doch sicher nicht blind und sehen, dass die Gewaltverteilung eindeutig ist. Nach Ihrer Logik müssten die Straftaten doch ganz klar von den Patrioten ausgehen. Es ist aber genau anders herum. Wieso eigentlich? Soll ich Ihnen Artikel aus Quellen schicken, die ganz sicher nicht Pro Pegida sind? Das ist schon sehr klar verteilt.
Zu den Wahlergebnissen: Die größte Partei ist die der Nichtwähler. Warum wohl?
Weil Sie die Verbindung zu Satansmessen bringen, müssen Sie sich natürlich fragen, wieso Sie bei den Gegendemonstranten marschieren (oder blockieren Sie gar im Sitzen).
LG, Bastl

Bastl schreibt:
25. April 2015, 14:20

Christoph schreibt:
25. April 2015, 12:54

Hallo Christoph,
wenn man "Lügenpresse" nicht mag, kann man ja auch von "MSM" (Mainstreammedien) sprechen. Jedenfalls ist die Berichterstattung der letzten Monate teilweise katastrophal einseitig (egal ob Spiegel, Süddeutsche, TAZ oder FR). Das ist sicher auch sehr vom Thema abhängig und gerade bei politisch nicht korrekten Themen wird gelogen, dass sich die Balken biegen. Da werden dann aus ca. 300 Gegendemonstranten 1100 (Freie Presse). Das ist nicht nur Schussligkeit, wie im Februar (da hatten wir die FP probeweise) als aus Theo Lehmann Klaus Rudolph wurde.
Die Alternativen sind nicht so groß. Was wäre denn eine? Die Junge Freiheit (kann man auch kostenlos zur Probe abonnieren) vielleicht. Kennst du sie?

LG, Bastl

Christoph schreibt:
25. April 2015, 15:40

Hallo Bastl,

ich schrieb ja schon weiter oben von der FAZ. Hatte ich mal ein Jahr. Allerdings brauch man auch ´ne Menge Zeit für die dicke Zeitung. Ich habe schon viele Jahre gar keine Tageszeitung und vermisse auch nichts. Es gibt heute genügend andere Informationsmöglichkeiten.
Wie Britta oben schon schrieb, kann man keine Neutralität erwarten. Das, was du an anderer Stelle mal schriebst (in Bezug auf deine Erwartungen zur Pegida-Berichtserstattung) war allerdings auch nicht neutral. So geht das eben.
Manchmal ist bei den Zeitungsberichten Schussligkeit und Oberflächlichkeit im Spiel, öfter natürlich auch politische Einstellungen der Redakteure.

Unsere heutige Situation aber mit den DDR-Verhältnissen zu vergleichen, ist einfach falsch. Da ist vielfach der Wunsch Vater des Gedankens.

Christoph

Beobachter schreibt:
25. April 2015, 15:54

Lieber Christoph,
nein, da ist nicht Schusseligkeit und Oberflächlichkeit im Spiel, da steckt System (oft vielleicht auch Angst um den Arbeitsplatz!) dahinter!
Den Unterschied der Verhältnisse (in diesem und vielen anderen Bereichen) zwischen heute und DDR-Zeiten kannst Du mir sicher erklären?
Gruß,
Joachim

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