Sabine Graul schreibt:
05. Juni 2015, 7:17
Liebe Frau Graul,
das stimmt was Sie schreiben der Kanon wurde festgelegt. Aber der Inhalt wurde nicht in Frage gestellt. Mit der heutigen kritischen theologischen Auslegung ist ja eine völlig neue Situation entstanden. Man sagt einfach was da steht kann man nicht so sehen man muss Bezüge schaffen Kontexte kennen Germanistik studiert haben etc. etc. merken Sie etwas? Der Inhalt der Bibel ist sicher nicht von uns zu fassen aber wesentliche Aussagen schon. Meiner persönlichen Auffassung ist wenn man das geschriebene in sein Gegenteil verdreht fängt man an zu schwindeln. Gleichwohl ist es auch so das viele Bibelstellen in einigen Tiefenebenen zu sehen sind (Ich kann es aushalten eine tiefere Bedeutung zu sehen und vieles auch wörtlich zu nehmen (auch wenn Paul sich jetzt wieder darüber lustig macht – soll er doch – Glaube kann Berge versetzten -).
Der überraschende Bischof
In der längsten Bischofswahl Sachsens gewann knapp der konservative Carsten Rentzing. Wie kam es dazu – und was sagt das über die Situation der Landeskirche?Plötzlich stand Energie im Raum. Hitzige Diskussionen in kleinen Gruppen, Kopfschütteln, lauter wurde es auch. Drei erfolglose Wahlgänge brauchte die Synode, bis den meisten in ihr klar wurde: Diese Wahl wird sehr knapp, sehr lang – und sie wird sehr viel sagen über die augenblickliche Lage der Landeskirche.
Sie bot das ganze Panorama. Und rüttelte es zugleich gehörig durcheinander. Ging es um einen Lager-Wahlkampf zwischen so genannten Liberalen und Konservativen? Wäre es so, wäre der Ausgang klar gewesen: Der Sächsischen Bekenntnisinitiative, die sich gegen den Kirchenleitungsbeschluss zur Öffnung von Pfarrhäusern für homosexuelle Paare stark gemacht hatte, stehen nur höchstens 15 von 80 Synodalen nahe.
Doch vom ersten Wahlgang an lag überraschend der auch in dieser Frage konservative Markneukirchener Pfarrer Carsten Rentzing – dem Beobachter wie viele Synodale nur Außenseiterchancen zumaßen – mit über 33 Stimmen im Vorsprung. Viel spricht dafür, dass dies in erster Linie kein Votum etwa gegen eine Öffnung in Sachen Homosexualität war – sondern für einen Theologen mit Profil, freundlichem Mut zur Kante und einen Mann der Gemeindebasis. Nicht wenige Synodale, die durchaus nicht in allen Punkten eins sind mit Rentzing, unterstützten ihn deshalb. Eine Mehrheit aber fehlte ihm.
23 Synodale stimmten im dritten Wahlgang am Sonnabendnachmittag für Landesjugendpfarrer Tobias Bilz, 17 für die Dresdner Pfarrerin Margrit Klatte und vier für Oberlandeskirchenrat Dietrich Bauer. Deren Anhängern waren es, die am heftigsten diskutierten: Sie wollten einen etwa in der Frage der Homosexualität konservativen Kandidaten verhindern – doch auf einen gemeinsamen Kandidaten einigen können sie sich nicht. Den einen war dieser Kandidat zu nebulös, den anderen jener zu wenig theologisch – oder zu hochtheologisch. Oder es gab menschliche Dissonanzen.
Geschlossene Reihen gab es nicht einmal unter den Frauen. 28 weibliche Synodale wählten mit, doch die erste mögliche Bischöfin Margrit Klatte erhielt im vierten Wahlgang am Sonnabendabend nur noch zwölf Stimmen. Die Zustimmung zu Oberlandeskirchenrat Dietrich Bauer war von zehn Stimmen im ersten Wahlgang auf zwei am Abend ebenfalls geschmolzen – offenbar zugunsten von Tobias Bilz, der mit 31 Stimmen nah an Carsten Rentzing heranreichte. Aber eben nur fast.
Vor der Stichwahl zwischen Rentzing und Bilz lag eine harte Nacht für einige Synodale. Mit vielen Gesprächen, mit Zweifeln, Gewissensfragen. Das Ergebnis am Sonntagvormittag: Fast die Hälfte der Klatte-Wähler wechselten zu Rentzing, der mit 39 Stimmen nur noch zwei Wähler mehr gewann als Bilz. Doch drei Synodale konnten sich für keinen der beiden Kandidaten entscheiden und machten damit eine Mehrheit unmöglich.
Nun stand viel auf dem Spiel: Die Wahl, der Zeitplan – und das öffentliche Bild der Landeskirche. Wieder Gespräche. Wieder Gewissensfragen.
14.57 Uhr das Ergebnis des sechsten Wahlgangs: Ein Synodaler wechselte zu Carsten Rentzing – diese 40. Stimme brachte die Mehrheit. 38 Synodale stimmten für Tobias Bilz, eine Stimme war ungültig. Carsten Rentzing atmete tief durch.
Neben ihm saß der knapp unterlegene Landesjugendpfarrer und reichte ihm die Hand, dann ging er leise davon, während die Gratulanten Aufstellung nahmen. Manche Gesichter strahlten. Andere waren gerötet.
Bis knapp vor den letzten Wahlgang hatten Synodale Gott um eine weise Entscheidung gebeten – nach der Wahl hatten einige sichtlich Mühe mit ihr. Der künftige Bischof versprach ihnen in seinen ersten Worten, »ein offenes Ohr und ein offenes Herz« haben zu wollen für jeden in der Landeskirche. »Ich reiche Ihnen allen die Hand.«
Wie der künftige Landesbischof Carsten Rentzing seine Kritiker überzeugen will, seine Kinder sein Amt mitprägen werden – und warum vielleicht gerade Konservative einen Sprung nach vorn ermöglichen können, lesen Sie im SONNTAG-Digital-Abo hier.
Lieber Schreiber,
die Festlegung des Kanon ist eine interessante Sache. Natürlich gießt das Wasser auf die Mühlen derer, die die Bibel für menschengemacht halten.
Was mir dabei nicht klar ist: wenn ich an einen Gott glaube, der über den ganzen Dingen steht, glaube ich dann, daß er es zuläßt, daß die einzige Quelle, wo über ihn berichtet wird und wo er Anweisungen an die Menschen gibt, total verfälscht ist? Warum sollte er seinen Sohn opfern, wenn er dann die Menschen mit einem falschen Kanon auf den Holzweg schickt?
Oder anders gefragt: wieviel trauen wir dem Gott, an den wir vorgeben zu glauben, zu? Das beschäftigt mich schon.
Der immer unterstellte Zirkelschluß, man glaube, die Bibel berichtet die Wahrheit, nur weil die Bibel sagt, sie berichte die Wahrheit, wird durch den Glauben aufgelöst. Womöglich ist das eines der Geheimnisse des Glaubens.
Herzliche Grüße
Britta
Britta schreibt:
06. Juni 2015, 9:51
Liebe Britta, gilt dies auch im vollen Umfang für das Alte Testament?
Und wissen Sie, wie es genau lief mit der Kanon- und Dogmenbildung?
Nächste Woche mehr für Schreiber.
Herzlich
Ihr Paul
Naja, lieber Paul,
Sie wollen mich jetzt nicht in eine Aporie locken, oder?
Dennoch finde ich eben die Frage interessant: Warum schickt Gott seinen Sohn, um für uns zu leiden und würde uns im gleichen Moment durch einen menschgemachten Kanon in die Irre führen? Haben Sie eine zufriedenstellende Antwort darauf?
Herzlichst
Ihre Britta
Also ehrlich, liebe A-Fraktion. Können Sie bitte den Beobachter mal "liken". Oder sehen Sie ihn wirklich ALLe genauso wie die B-Fraktion?
Kommen Sie sich nicht selbst lächerlich vor? Schade, keiner reagiert (auf Sie!) gelle? Na dann stellen Sie sich in die Ecke und schmollen ein wenig!
Nicht ganz, verehrter Joachim, nicht ganz.
Diesem herzerweichenden Aufruf, verehrtester Paul, konnte ich dann doch nicht ganz widerstehen. Als aufrechtester aller A-Aufrechten bekenne ich mich freimütig dazu, ganz wie zu jenen längst vergangenen Zeiten, als das Wort "Scheiße" noch mit "y" geschrieben wurde: Ich bewundere und verehre sie noch immer, die wohlgesetzten und feingeschliffenen Wortmeldungen, die immer ausgewogenen, wohl überlegten und stets sachlichen Kommentare, die Zurückhaltung und allerchristlichste Demut, die ihren Brodem nachschmecken, die feine Orthografie und die Belesenheit (natürlich nur in feinster christlicher Literatur mit ausschließlich praktischem Hintergrund) und vor allem die Altersweisheit unseres verehrten Beobachters. Und diese schier unglaubliche Fülle an Perlen und Schätzen, an denen er seine Leserschaft in so unbeschreiblicher Güte teilhaben lässt. Und da Sie, verehrter Paul, offensichtlich auf den neumodischen Tinnef stehen: Jes, I laik him, the bick brääin Joachim, damit er wenigstens ein einziges Laik bekommen möge, jawoll!
Aufrechter schreibt:
06. Juni 2015, 10:10
Verehrter Aufrechter,
welche Freude, wieder einmal von Ihnen zu hören!
Und herzlichen Dank für Ihre freundlichen und aufbauenden Worte.
Ich wollte mir schon einen neuen Namen zulegen, um ihn nicht ganz ungelobt
bleiben zu lassen (Wussten Sie, dass es einen Brauch gab, Verstorbene erst dann zu beerdigen,
wenn jemand etwas lobendes über denselben gesagt hatte? Von einem hieß es wie im Evangelium:
Herr, er riechet schon. Aber dann hatte sich doch noch jemand erbarmt.).
Herzlichst
Ihr Paul
Nein, Verehrtester, von diesem (durchaus sinnigen und witzigem) Brauche hörte ich noch nicht.
Aber ich muss es gespürt haben, so ganz im Unterbewussten. Denn noch mehr unangenehme Gerüchle, als mich schon beim Überfliegen dieses Trödts aus meinem Monitor anwehten, hätte mein zartes Näslein kaum ertragen.
Ach, ahne ich doch, Dinge ändern sich selten und zäh, es wird - wie immer - vergebliche Nächstenliebe bleiben, jawoll!
Lieber Aufrechter,
Ihr Lob kommt, scheints mir, zu früh; er wird nachlässig. Ich erwarte eigentlich stündlich, dass er mit die Leipziger Randale aufs Butterbrot schmiert und sie mit mir in Verbindung bringt. Dabei habe ich schon sehr deutlich von den KrawallBrüder distanziert. Ihnen selbst konnte ich es noch nicht sagen; denn ich kenne keinen von ihnen.
Weil dem rheinischen Zeugen Jehovas-Versteher meine Distanzierung noch nicht stark genug ist, kann ich nur versichern: Sie wird kommen, sobald sich der Rheinische sich von den afrikanischen Christen distanziert, die Homos erschlagen und von den amerikanischen Fundamentalisten, die unter der weißen Kapuze Afroamerikaner in den Dreck treten und verfolgen. - Ich bin gespannt!
Johannes Lehnert
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