Aufarbeitung: Pfarrer Hans Günther reiste 1987 aus der DDR gen Westen aus – der Druck auf seine Familie wurde ihm in der SED-Diktatur zu groß. Er hatte sich die Entscheidung nicht leicht gemacht – und zahlte einen hohen Preis. Seine Kirche entließ ihn nach dem Ausreiseantrag und zog die Ordinationsrechte ein.
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Aufwühlender Rückblick: Der frühere thüringische Pfarrer Hans Günther (83) sprach bei einem Familienbesuch in Thüringen über seine dramatische Ausreise aus der DDR vor 35 Jahren. Um zu seiner in den Westen gegangenen Familie zu gelangen, stellte er einen Ausreiseantrag. Daraufhin entließ ihn seine Kirche und entzog ihm die Ordinationsrechte. (Foto aus dem vergangenen Sommer) Foto: W. Wild
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Konflikt: Das Verhältnis zwischen Kirche und SED-Staat war angespannt und seitens der Staatsführung von ideologischem Kampf geprägt. Foto: Bundesstiftung Aufarbeitung, Uwe Gerig, 2213
Hans Günther hat nach über 30 Jahren Frieden gemacht mit seiner Vergangenheit und auch mit seiner früheren Kirche. Wir sitzen im Wohnzimmer seiner Nichte, der Pfarrerin Antje Leschik, in Drackendorf am Rande Jenas mit Blick auf einen kleinen Park. Der Termin ist letzten Sommer zustande gekommen. Ich hatte versucht, zu dem heute 83-jährigen, früheren Thüringer Pfarrer Kontakt aufzunehmen. Zufälligerweise war er gerade von Holland aus mit seinem Cousin zu Besuch in Thüringen unterwegs.
Es fällt ihm nicht leicht, über die Zeit damals zu sprechen. Bis heute bezeichnet er seine Ausreise als »Abhauen«. Dabei hatte er lediglich seine Frau und die vier Kinder in Sicherheit bringen wollen. Denn Schuldirektor, Parteisekretär und Kreisschulrat drohten aus nichtigem Grund dam