
Es ist nun fast ein Jahr her, dass Bundeskanzler Olaf Scholz angesichts des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine eine »Zeitenwende« ausgerufen und unmittelbar mit der Bereitstellung eines 100-Milliarden-Euro-Sondervermögens für die Bundeswehr unterfüttert hat. Die Botschaft ist klar: In Zeiten eines nahen, völkerrechtswidrigen Angriffskrieges muss die Wehrhaftigkeit gesichert sein. Nicht länger kann auf diplomatische Absprachen, internationale Verträge oder »Wandel durch Handel« gebaut werden. Sicherheit soll gegeneinander, nicht miteinander organisiert werden. In der Rüstungsindustrie knallen die Korken und das Militärische kehrt mit Macht zurück in die Köpfe und Herzen des Landes. Ausgang ungewiss. Eskalation nicht ausgeschlossen, vielmehr offenbar einkalkuliert. Immer mehr Waffen liefert Deutschland an die Ukraine: Maschinengewehre, Panzerabwehrwaffen, die Panzer Gepard und Biber, künftig auch Marder- und Leopardpanzer. Und schon wird nach Kampfjets gerufen und die Wiedereinführung der Wehrpflicht gefordert. Offenbar soll die militärische Logik wieder umfassend zur Geltung gebracht werden.
Und die Kirchen sehen hilflos zu, befürworten einerseits zum Teil die Waffenlieferungen und mahnen andererseits zu Verhandlungen. Es ist klar: Der Pazifismus hat es schwer und darf nicht zynisch werden. Jedoch geht es um den Kern. Wenn es stimmt, dass Krieg nach Gottes Willen nicht sein soll, dann müsste allem Militärischen grundsätzlich abgeschworen werden. Nichts weniger besagt die entscheidende Zeitenwende des Kommens Christi: Dass wir den Waffen nicht trauen und mit Frieden und Gewaltfreiheit, Vergebung und Entfeindung ernstmachen und uns nicht immer wieder in als alternativlos erklärte Waffengänge hineinreden lassen.