Wut und Angst. Ja, ich denke, dass es das gibt. Wut auf eine offizielle Gesellschaft und eine Medienlandschaft, in der es schwer zu sein scheint, den Islam in seiner Struktur kritisch zu sehen und offen darüber zu sprechen. Gerade Christen, die eigentlich eher liberal sind in ihrem Denken, spüren in dem ständigen Hinweis, IS und Salafisten würden eigentlich den Islam pervertieren, eine Verzerrung der Wirklichkeit.
Wie oft haben schon liberale Muslime auf dieses Manko in unserer Gesellschaft hingewiesen und vor einer Verflachung der Sich auf ihre eigene Religion gewarnt.
Wenn ich aber das Gefühl habe, über die Wirklichkeit getäuscht zu werden und annehmen muss, dass von vielen Medien und auch von Politikern ein potemkinsches Dorf errichtet wird, um die Menschen zu beruhigen, muss ich mich auch nicht über Angst wundern. Angst vor dem, was da noch kommen kann. Und wenn dann auch noch Günther Gras kommt und von Einquartierungen spricht, sollte man nicht denken, dass das eben sonderlich beruhigend wirkt.
Die Menschen, hier im Osten unseres Vaterlandes waren lange daran gewöhnt, zu schweigen. Es waren die Kirchen, die ihnen halfen, aufrecht zu gehen und sich zu artikulieren.
Es gibt auf die Wut und die Angst keine einfachen Antworten. Aber wir sollten vielleicht versuchen, uns, als Kirche, selbst über das, was die Menschen bewegt, zu verständigen und zu überlegen, wie wir auf ihre Wut und ihre Angst so antworten können, dass sie es auch verstehen.
Gert Flessing
Vor diesen Verteidigern muss sich das christliche Abendland fürchten. In Schneeberg geht ein von einem NPD-Mann angeführtes Bündnis gegen Flüchtlinge auf die Straße und illustriert sein Anliegen im Internet mit einer Foto-Montage einer zur Moschee umgebauten Wolfgangskirche – ein paar Bilder weiter fliegen Kreuz, Davidstern und Halbmond gleich zusammen in die Abfalltonne. In Dresden demonstrierten am Montag wieder Tausende als »Patrioten gegen die Islamisierung des Abendlandes« – ihr vorbestrafter Anführer, der nach Presseberichten im Drogen- und Rotlichtmilieu unterwegs war, ist gerade aus der Kirche ausgetreten.
Hört man den Demonstrationen der Islamkritiker zu und liest ihre Seiten im Internet, spricht da vor allem Wut. Und Angst. Wut auf ein Establishment aus Politik, Medien und auch Kirchen, von dem sie sich nicht gehört fühlen. Auf eine Welt, die ihnen immer fremder wird. Die Gleichstellung Homosexueller und Ankunft von immer mehr Menschen aus anderen Kulturen macht ihnen Angst – auch vielen Christen. Selbst manchen, die sonst liberal denken – bis in deren Nähe plötzlich ein Flüchtlingsheim aufmacht. Es ist eine schwer fassbare Angst.
Doch über diese innere Angst spricht kaum jemand. Das ist auch schwer, weil es verletzbar machen würde. Die Angst wird lieber nach außen gestülpt in der Form des Protestes. Das Feindbild: die Unterwanderung Sachsens durch Salafisten.
Angst aber trübt die Wahrnehmung, Wut erst recht. Die nüchternen Fakten sind: Viele Flüchtlinge, die nach Sachsen kommen, sind gerade vor Islamisten geflüchtet. Weil sie die Werte des christlichen Abendlandes wie Glaubensfreiheit und Nächstenliebe schätzen – und nicht wie dessen vermeintliche Verteidiger im Grunde verachten.
Vielen Dank, Andreas Roth!
Gut, dass Christen wissen, dass ihre Angst bei Jesus gut aufgehoben ist, und dass das Aufnehmen von Fremden in dem Großen Gleichnis vom Endgericht als eine Tat an Gott selbst dargestellt wird. So sieht m.E. Nachfolge Jesu aus.
Johannes Lehnert
Was in Schneeberg passiert zeigt, dass unser "Abendland" mit gelebten Christentum einmal genauso seine Probleme haben wird wie mit gelebtem Islam und gelebtem Judentum. Die Ablehung der Flüchtlinge und der Fremden ganz allgemein wird uns Christen eines Tages genauso treffen.
Ob die Flüchtlinge die "Werte des christlichen Abendlandes" schätzen, wie Herr Roth schreibt, vermag ich nicht zu beurteilen. Aber auch wenn sie "nur" aus wirtschaftlichen Gründen kommen würden, wäre das für mich akzeptabel. Wie sähe es eigentlich bei uns aus, wenn man alle aus den neuen Bundesländern stammenden "Wirtschaftsmigranten" aus ihren Arbeitsplätzen und Wohnorten in den alten Ländern vertreiben und wieder "nach Hause" schicken würde? Wir haben uns alle nicht geschämt, aus wirtschaftlichen Gründen über die damalige Grenze zu fahren, um 100 DM Begrüßungsgeld zu bekommen - und haben erwartet, dass der westdeutsche Steuerzahler das klaglos hinnimmt und Respekt vor uns hat.
Aber eines muss ich trotzdem anfragen: Das Psychologisieren von politischen Einstellungen gefällt mir nicht. Nun steht nicht mehr "Mitte" und "Rechts" gegeneinander, sondern "mutig" und "wütend/ängstlich". Es ist offenbar schwer, einfach mal anderer Meinung zu sein und manche Entwicklungen für falsch zu halten. Und die Wut in manchen Foren darüber, nicht genügend gehört zu werden - könnte doch vielleicht auch daher rühren, dass sie wirklich nicht genügend gehört (und schon gar nicht ernstgenommen) werden.... - denn "das sind ja die Ängstlichen". Die muss man kurieren und ermutigen - aber offenbar keinesfalls über ihre Bedenken mal nachdenken. Wenn man meine Meinung dauernd psychologisch erklären würde, ohne auch mal zur Sache zu kommen und zu diskutieren, würde mich das längerfristig auch etwas ungehalten machen - allerdings nicht ängstlich.
Was diejenigen, die flüchten schätzen, entzieht sich meiner Kenntnis. Da müsste ich mit ihnen ins Gespräch kommen können. Wenn mir aber berichtet wird (von seriösen Quellen), das Mitarbeiterinnen des Landratsamtes von Asylsuchenden, die mit ihnen reden wollen/müssen, als Nazischlampen tituliert werden, so macht mich das doch nachdenklich.
Es mag sein, dass diese Menschen einiges durchmachen mussten. Es mag sein, dass sie mit einem anderen Frauenbild kommen. Das berechtigt sie jedoch nicht zu Ausfälligkeiten. Wer hier her kommt und ein Anliegen hat, sollte sich auch einer Gewissen Zurückhaltung befleißigen.
Wer hier her kommt, und Menschen, die ihnen helfen wollen, beschimpft, muss sich nicht sonderlich wundern, wenn dadurch auch Ängste entstehen.
Es ist so, dass auch die Aufnahme von Fremdlingen christliche Aufgabe ist. Wir sind uns, in unserer Kommune, sicher, dass wir, wenn es dazu kommt, Menschen auch hier aufnehmen zu müssen, entsprechend zusammen arbeiten werden, um ihnen ein Zusammenleben mit den Menschen hier zu ermöglichen. Aber wir sind uns auch einig, dass es ein Handeln auf Gegenseitigkeit sein muss.
Gert Flessing
Entschuldigung, was ist denn das für ein Unsinn. Als ob sich alle Asylsuchende so verhalten würden. Einzelfälle gibt es natürlich. Aber die gibt es auch bei uns. Nicht alle, die in Deutschland leben, sind Nazis, obwohl es welche gibt. Nicht alle Christinnen und Christen verhalten sich so wie der Beobachter. Bitte ein bißchen nachdenken, Herr Pfarrer!
Liebe Mitleserin,
ich gehe doch davon aus, dass Gerd Flessing von solchen Einzelfällen sprach. Natürlich sind nicht alle so. Hat er ja auch gar nicht gesagt.
Das Schlimme ist eben, das wird jeder wissen, der mit Menschen zu tun hat: wenn man eine Pfanne leckere Champignons zubereitet und es ist auch nur ein Knollenblätterpilz dabei, dann ist das ganze Menü verdorben. Heißt, von 100 freundlichen und einem unfreundlichen Menschen merkt man sich den Unfreundlichen (obwohl er ein Einzelfall ist). Wenn dann noch der Eindruck entsteht, da wird gehörig was unter den Teppich gekehrt (Pressekodex etc.), dann ist die Stimmung in der Bevölkerung nachvollziehbar. Es hat ja eigentlich auch schon jeder mal unangenehme Erfahrungen in der Richtung gemacht, wenn man diese jedoch in solch eine Diskussion einbringt, geht es einem wie jetzt gerade Herrn Flessing! Ich bin der Meinung, ein offenes Ansprechen auch unangenehmer Aspekte würde die ganze Sache stark entschärfen und auch Hetzern den Wind aus den Segeln nehmen.
Liebe Britta,
Dein Vergleich ist wirklich unakzeptabel; am Knollenblätterpilz verreckt man! Wenn man mit dem Beispiel eines ausfälligen Asylsuchenden das ganze Menü "Willkommenskultur" als verdorben hinstellt, gehört man selber zu den Vergiftern. Und es hat nichts mit Pressekodex zu tun, dann man die Ausfälle nicht durch die Zeitungen schmiert, weil man dann nämlich den Islam- und Fremdenhassern nur das Material lieferte, mit denen sie die Volksmeinung weiter vergiften. Die Beispiele gehören nur dann in die Zeitung, wenn sie ins Verhältnis zu den Integrationswilligen gesetzt werden. Die Insider wie z.B. der Pfarrer oder der Bürgermeister von Schneeberg wissen von keiner signifikanten Zunahme der Kriminalität in ihrer Region. Wer das verschweigt, redet wie der Kreis-NPDler in Schneeberg, und wie der Initiator von Pegida mit diverser Hafterfahrung. Das kannst Du doch wohl nicht wollen?
Johannes
Lieber Johannes,
die Menge machts, daß ein Ding ein Gift ist! Sonst ersetze eben Champignons mit Steinpilzen und Knollenblätterpilz mit Bitterpilz, ist dann ebenfalls ungebießbar!
Jeder Ausfall, der im Entferntesten mit Nazis zu tun haben könnte, wird doch auch durch die Presse geschmiert ( der Gipfel war mal der saubere Beweis einer Täterschaft, weil in der Nähe des Tatortes ein Auto mit Einer "88" im Nummernschild wegfuhr, bis dahin wußte ich gar nicht, was das bedeuten könnte). Damit liefert man doch auch der AntiFa Munition?! In welchem Verhältnis stehen wohl bei den Protestdemos die Nazis zu den Bürgern, sie eben mit bestimmten Gegebenheiten nicht einverstanden sind? Könnte es sein, daß auch Deinesgleichen mit zweierlei Maß mißt?
Und welche Bedeutung hat, daß der Pegida-Frontmann vorbestraft ist, für die eigentliche Sache? Diesselbe, wie daß sich ein ehemaliger Außenminister die Bude mit Terroristen teilte und Polizistenklatscher war?
Und bei den Schneeberger Verhältnissen staune ich immer über die Diskrepanz zwischen Berichten von Leuten. mit denen ich zu tun habe, zu jenen von hiesigen Schreibern. C. Ebersdorf habe ich allerdings vor der Nase!
Nix für Ungut
Britta
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Festtag 100 Jahre Glaube + Heimat
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