Synode trotzt allem
Die neue Landessynode hat sich am Wochenende konstituiert und Bettina Westfeld zur Präsidentin gewählt. Nicht nur die Corona-Einschränkungen waren eine Herausforderung.Es war eine Synodentagung, wie es sie noch nie gegeben hat. Unter strengen Abstands- und Hygieneregeln versammelten sich die 80 neu gewählten und berufenen Mitglieder der 28. sächsischen Landessynode am Wochenende unter Ausschluss der Öffentlichkeit zu ihrer konstituierenden Sitzung im Dresdner Haus der Kirche.
Während diese Treffen sonst von herzlichem Händeschütteln, Umarmungen, gemeinsamen Essen und zahlreichen Unterredungen geprägt sind, herrschte dieses Mal Vorsicht und Distanz. Die Stühle waren in Abständen aufgestellt, das Essen gab es zu verschiedenen Zeiten und es herrschte weitgehende Maskenpflicht. Erstmals waren keine Besucher zugelassen.
Dennoch taten die Synodalen tapfer ihre Pflicht und wählten am Sonnabend ihr Präsidium und ihre Fachausschüsse. Somit hat die Landeskirche auch in dieser besonderen Zeit eine funktions- und arbeitsfähige Leitungsstruktur. An die Spitze des neuen Kirchenparlaments wurde in einer spannenden Wahl im dritten Wahlgang die Historikerin Bettina Westfeld gewählt. Sie setzte sich dabei gegen den Rechtsanwalt Christoph Apitz durch, der seine Kandidatur schließlich im dritten Wahlgang zurückgezogen hatte. Die 44-jährige Westfeld war bereits Vizepräsidentin der beiden vorangegangenen Landessynoden und ist nun nach Gudrun Lindner (1996–2008) die zweite Frau an der Spitze der sächsischen Synode. Als wichtigste Ziele nannte die verheiratete Mutter dreier Kinder die Schaffung eines »Klimas der Beteiligung«. »Ich träume davon, dass sich in der Synode die Stimmung in den Kirchgemeinden abbildet«, sagte sie. Als Vizepräsidenten wurden der Rechtsanwalt Christoph Apitz sowie Pfarrer Christoph Herbst gewählt. Beisitzer des Präsidiums sind Jochen Kinder, Kerstin Otto, Gerlinde Franke und Olaf Langner. Sie wurden am Sonntag im Gottesdienst in der Kreuzkirche durch Landesbischof Tobias Bilz in ihr Amt eingesegnet.
Auch die Mitglieder der Fachausschüsse (Gemeindeaufbau und Mission, Diakonie, Bildung, Finanzen, Recht, Theologie, Sozialethik) sowie der Ältestenrat wurden am Sonnabend in einem Wahlmarathon gewählt.
Zu Beginn der Tagung hatte Landesbischof Tobias Bilz in einer Andacht drei Herausforderungen der neuen Synode benannt: Frieden zwischen den verschiedenen geistlichen und theologischen Strömungen der Landeskirche zu schaffen, die neuen Gemeindestrukturen auszugestalten sowie die Frage der Finanzen zu klären. Über deren Rückgang hat die Finanzdezernentin der Landeskirche, Kathrin Schaefer, vor der Synode Auskunft gegeben: Aufgrund der Corona-Pandemie müsse sich die Landeskirche auf bis zu 24 Millionen Euro weniger Kirchensteuern einstellen. Das entspreche bis zu 20 Prozent der gesamten Kirchensteuereinnahmen (siehe Seite 5).
Über die Veröffentlichung der aktuellen Mitgliederzahlen der Landeskirche, die 7727 Austritte verzeichnet, sagte Bilz: »Das tut weh.« Dennoch könne es nun nicht darum gehen, beleidigt zu sein. Stattdessen betonte er: »Wenn von Christen Nächstenliebe ausgeht, dann werden die Leute sagen, wir brauchen die Kirche.«
Zum Ende der Synodentagung gab es noch einen Aufreger: Die Synode beschloss einstimmig, dass die im März stattgefundene Wahl zur 28. Landessynode zum Teil für ungültig zu erklären ist – aufgrund gravierender Verstöße gegen die Wahlordnung in den Wahlkreisen 1 (Annaberg) und 4 (Chemnitz), wo einige Gemeinden außerhalb der vorgeschriebenen Wahltermine gewählt hätten. Somit verloren die sechs Abgeordneten aus diesen Wahlkreisen ihr Mandat. Bis zum Herbst muss in diesen Wahlkreisen nun eine Neuwahl erfolgen.
Festtag 100 Jahre Glaube + Heimat
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