
Das zweite Jahr in Folge steht die Karwoche, die mit dem Palmsonntag (Palmarum) am 28. März beginnt, und das danach folgende Osterfest unter dem Zeichen steigender Infektionszahlen und dementsprechender Einschränkungen auch in den sächsischen Kirchgemeinden. Während die letzte Woche der Passionszeit traditionell von Passionskonzerten geprägt ist, können diesmal weder Chöre noch Ensemble musizieren. Gottesdienste und Passionsandachten finden jedoch statt – neben Angeboten in Funk und Fernsehen und in digitalen Formaten werden sie in Kirchen oder mit kreativen Angeboten unter freiem Himmel geplant. Die Entscheidungen zu den konkreten Angeboten vor Ort werden von den Kirchgemeinden unter Berücksichtigung der pandemischen Situation verantwortungsvoll getroffen. In allen Präsenzgottesdiensten gelten weiterhin strenge Hygiene- und Schutzkonzepte, die der aktuellen Entwicklung angepasst werden, teilte die sächsische Landeskirche mit.
Landesbischof Tobias Bilz sieht die Kirche zu Ostern in einer doppelten Verantwortung: »In den vergangenen Tagen hat die Frage nach dem Umgang mit dem mutierten SARS-CoV-2-Virus aufgrund der überall wieder ansteigenden Infektionszahlen große Bedeutung erlangt und die damit verbundenen Sorgen sind uns gegenwärtig. Gleichzeitig erleben wir eine wachsende Verzweiflung und Anspannung in der Gesellschaft. Für die Kirchen ergibt sich daraus eine doppelte Verantwortung: Es ist angesichts der Lage notwendig alle Bemühungen zu unterstützen, die dazu beitragen können die Pandemie einzudämmen. Und zugleich ist es unsere Aufgabe diejenigen zu stärken, die auf dem langen Weg des Verzichts müde geworden sind. Beide Notwendigkeiten sehen wir bei der Gestaltung der Kar- und Ostertage und werden dementsprechend sorgfältig und achtsam planen.« Er äußert sich dennoch zuversichtlich: »Ich bin mir sicher, dass die Botschaft von der Auferstehung auf verschiedene Weise uns und anderen in diesem Jahr neue Kraft geben wird.«
Hoffnungsaktionen auf Ostern zu
Unter dem Titel »Osterspuren« hat die sächsische Landeskirche kleine Andachtsimpulse für die Karwoche und die Osterzeit veröffentlicht, die zu Hause als Familie oder allein die Möglichkeit bieten, die Passions- und Ostergeschichte nachzuvollziehen. Das Kirchspiel Dresden-Neustadt hatte Kinder, Jugendliche und Erwachsene gebeten, »Bilder der Hoffnung« zu malen/zu gestalten. Bis gestern konnten sie eingesendet werden, um daraus Osterkarten für Bewohnerinnen und Bewohnern in Seniorenheimen zu gestalten. Außerdem werden die Bilder am Ostersonntag in den Kirchen der Dresdner Neustadt ausgestellt. In Leipzig verschenken Gemeindepädagoginnen und Gemeindepädagogen in der Woche vor Ostern derzeit Hoffnungstüten an Kinder und Erwachsene. Neben zwei Postkarten und einem inspirierenden Text, ist in den Tüten auch ein Stück Straßenmalkreide zu finden. Damit verbunden ist die Einladung, Hoffnungsbilder auf Fußwege, vor der Haustür, vor Schule oder Kindergärten zu malen. Unter dem Hashtag #hoffnungstüten können und sollen die Bilder in den sozialen Medien geteilt werden.
In Leipzig können die Menschen an eigens dafür aufgestellten Briefkästen an Kirchen Osterpost an Gott abgeben. Diese Gebetsanliegen werden in den Ostergottesdiensten im Schein des Osterlichts vor Gott gebracht – gelesen, an eine Gebetswand geheftet oder an den Altar gelegt. Mit den 17 Osterhoffnungs-Stationen laden die Kirchen in Freiberg vom 26. März bis zum 5. April dazu ein, allein oder als Familie spazieren zu gehen und sich dabei ein paar Gedanken zur Ostergeschichte zu machen. Zur Anregung gibt es an den einzelnen Stationen einen kleinen österlichen Gedanken und etwas zum Mitnehmen; ein Gedicht, eine Geschichte, eine Kerze, einen Bastelbogen.
Palmsonntag
Am Palmsonntag wird in den Gottesdiensten an den Einzug Jesu in Jerusalem erinnert. Es ist traditionell der Beginn der Konfirmationszeit. Über 4.700 Konfirmandinnen und Konfirmanden bereiten sich derzeit auf ihre Konfirmation vor, meist coronabedingt in digitalen Formaten der Konfirmandenarbeit. In einigen Kirchgemeinden wurden die Konfirmationstermine in den Sommer verlegt. Auch eine Verschiebung in den Herbst bzw. in das darauffolgende Jahr ist erneut möglich. Landesbischof Tobias Bilz predigt um 11 Uhr im Gottesdienst in der Dresdner Frauenkirche. In der Thomaskirche Leipzig wird um 9:30 Uhr zu einem Gottesdienst und um 18 Uhr zu einem Abendgottesdienst eingeladen. Um 10 Uhr wird in den Radioprogrammen des Mitteldeutschen Rundfunks und des Deutschlandfunks ein Gottesdienst aus der Nikolaikirche Löbau übertragen. Er wird von dem Senderbeauftragten der Landeskirche Pfarrer Holger Treutmann, von Superintendentin Antje Pech, dem Collegium Canorum Lobaviense unter der Leitung von KMD Christian Kühne und der Organistin Erika Haufe gestaltet.
Kreuzwege in der Karwoche
In der Karwoche finden Andachten und Kreuzwege statt. Landesbischof Tobias Bilz wird von Montag bis Karfreitag täglich um 18 Uhr eine Andacht halten, die online auf dem Youtube-Kanal der Landeskirche mitgefeiert werden kann. Auch viele Kirchgemeinden laden zu Andachten online und in Kirchen ein. Für die traditionellen Jugendkreuzwege wurden in den sächsischen Kirchgemeinden ganz unterschiedliche, kreative Formate entwickelt. So lädt die Ev. Jugend im Leipziger Land am Gründonnerstag zu einem besonderen Jugendkreuzweg ein, der gemeinsam, zweisam, online und als Präsenzveranstaltung geplant ist. Nach kurzen Gottesdiensten in den Kirchen vor Ort können sich Jugendliche zu zweit verabreden und den Kreuzweg zusammen gehen, für den eine Reihe von Impulsen und Aktionen vorbereitet wurde. Um 23 Uhr treffen sich dann alle online zu einem Austausch und Abschluss. Auch die Kirchgemeinden Stützengrün und Hundshübel planen einen Jugendkreuzweg, bei dem vom 29. März bis 3. April die Stationen in beiden Kirchen eingerichtet werden. In der Kirchgemeinde Pappendorf wird es ab Karfreitag einen analogen Kreuzweg zum Selbstgehen geben. Dazu gibt es auf der Internetseite sowie dem Pfarrhof der Kirchgemeinde Handzettel, mit denen man sich selbst auf den Weg machen kann. An verschiedenen Stationen kann man innehalten, um einen der Texte des Handzettels zu lesen und sich an das Leiden und Sterben Jesu erinnern lassen.
Im Erzgebirge lädt die Kirchgemeinde Zwönitz in Brünlos und Zwönitz ein, den Kreuz- und Leidensweg Jesu Christi zu erleben. Im Zwönitzer Pfarrhaus (Kirchstraße 6) und in der Trinitatiskirche sind ab Palmsonntag verschiedene Stationen aufgebaut.Der Brünloser Kreuzweg ist von Palmsonntag bis Ostersonntag ganztägig geöffnet und besonders für Familien mit Kindern geeignet. Die Kirchgemeinde Lößnitz-Affalter bietet unter dem Titel „Wo Wege sich kreuzen“ vom 30. März bis zum 3. April einen Kreuzweg jeweils um die Kirchen herum an. Die Bilder des Kreuzwegs stammen von der Evangelischen Hochschule Moritzburg. Der Kreuzweg bietet die Möglichkeit per Smartphone und QR-Code Musik und Videoclips zu den einzelnen Bildern anzusehen. In der Dreikönigskirche Dresden wird am 30. März um 19 Uhr eine Kreuzwegmeditation »Durchkreuztes Leben« angeboten. Zu sehen sind eindrucksvolle Bilder zur Passionsgeschichte, gemalt von Sieger Köder, und dazu passende Texte. Einige Kirchgemeinden bieten gleich einen Kreuz- und Osterweg an, welcher von der Karwoche bis über Ostern hinaus begangen werden kann. So plant die Kirchgemeinde Wilthen vom 28. März bis zum 11. April einen solchen Weg, der als Rundweg in zwei Teilen angelegt ist und als Start- und Zielpunkt die Kirche hat. Im ersten Teil finden sich acht Stationen mit Bildern, Bibeltexten und Gedanken zur Passionsgeschichte. Über QR-Code sind die Texte unterwegs auch als Hörfassung abrufbar. Auch für Kinder gibt es überall etwas zu sammeln. Der Rückweg ist ebenfalls mit acht Stationen als Osterweg mit kleinen lebhaften Spiel- und Aktionsangeboten für Große und Kleine gestaltet. Auch in Clausnitz wird ein Passions- und Osterweg für Erwachsene und Kinder mit sechs Stationen ab Palmsonntag für vier Wochen angeboten. In jeder Station wird es neben einem Bibeltext, einem kurzen Impuls und Gebet, auch eine Interaktion geben.
Gottesdienste am Gründonnerstag
Am Gründonnerstag wird an das letzte Mahl Jesu mit seinen Jüngern erinnert. Die sonst üblichen Abendmahlsgottesdienste können in diesem Jahr nur eingeschränkt und unter strengen Hygieneregeln stattfinden. In der Kreuzkirche Dresden wird um 21 Uhr die »Nacht der Passion« nun online angeboten. Liturgisch wird sie von Superintendent Christian Behr und Pfarrer Holger Milkau gestaltet. Die musikalische Rahmung übernimmt Capella Sanctae Crucis Dresden, Vokalsolisten und Instrumentalisten auf historischen Instrumenten, sowie Kreuzorganist Holger Gehring (Leitung und Orgel). Es erklingen von Georg Philipp Telemann die Kantaten »Der am Ölberg zagende Jesus« und »Ich will den Kreuzweg gerne gehen«.
Andachten und Gottesdienste am Karfreitag
Am Karfreitag wird in vielen Kirchen der Sterbestunde Jesu in Andachten und Gottesdiensten gedacht. In der Heilig-Geist-Kirche Dresden-Blasewitz findet um 10 Uhr ein Predigtgottesdienst mit einer Bilderpredigt von Pfarrer Hans-Peter Hasse statt. Betrachtet wird eine Kruzifix-Studie des Dresdner Künstlers Max Uhlig. In der Peterskirche in Leipzig bringen Christen um 17 Uhr in der "Klagezeit" die durch die Pandemie verursachte Not vor Gott. Dieser letzte Gottesdienst der seit Januar angebotenen Reihe, die vom Kirchenbezirk Leipzig, dem Dekanat Leipzig und dem Institut für Praktische Theologie der Theologischen Fakultät Leipzig initiiert wurde, wird noch einmal die Themen der bisherigen Gottesdienste aufgreifen. Ein Livestream des MDR wird über http://www.klagezeit-leipzig.de übertragen. Über diese Seite können auch persönliche Gebete und Klagen an die „Klagemauer“ in der Leipziger Peterskirche gebracht werden. Am Ende dieser »Klagezeit« werden den Klagesteinen alle eingegangenen Klagen entnommen und ähnlich der Tradition an der Klagemauer in Jerusalem „bestattet“. Für die musikalische Begleitung sorgen das Ensemble Choral Expedition und das ensemble amarcord. In der Bernsbacher Kirche »Zur Ehre Gottes« wird am Karfreitag um 14 Uhr zu Kreuzwegmeditationen und Passionschorälen mit dem Streichquartett des Auer Sinfonieorchesters eingeladen. In Chemnitz wird um 14:30 Uhr in die St. Petrikirche zu einer Musikalischen Vesper zur Sterbestunde Jesu eingeladen. Es erklingt Musik von Heinrich Ignaz Franz, Johann Pachelbel und Giovanni Battista Pergolesi. Im Mittelpunkt des barocken Programms steht Musik von Heinrich Ignaz Franz Biber, u.a. die Mysteriensonate »Die Kreuzigung«.
Karvespern am Karsamstag
Als Zeichen der ökumenischen Verbundenheit und im Rahmen des gemeinsamen Corona-Gedenkens »Zeit zur Klage – Raum für Hoffnung« werden leitenden Geistlichen der ACK-Kirchen in Sachsen am Karsamstag in Dresden ihre traditionellen geistlichen Angebote miteinander besuchen. Landesbischof Tobias Bilz, Bischof Heinrich Timmerevers und der stellvertretende Vorsitzende der ACK Sachsen, Superintendent Christhard Rüdiger, nehmen zusammen am Morgen um 8:00 Uhr an der Karmette in der Dresdner Kathedrale teil. Am Nachmittag besuchen die beiden Bischöfe gemeinsam mit dem Vorsitzenden der ACK Sachsen, Gert Loose, die Karvesper um 17:00 Uhr in der Dresdner Kreuzkirche. Diese wird im Dresden-Fernsehen übertragen werden. Um 23:30 findet in der Martin-Luther-Kirche Dresden-Neustadt eine Liturgische Feier der Osternacht mit Pfarrerin Dorothee Fleischhack statt. Auch in anderen sächsischen Kirchgemeinden wird in diesem Jahr eine Osternacht angeboten.
Impressionen vom Elbe-Tauffest
Impressionen vom Elbe-Kirchentag in Pirna
Festtag 100 Jahre Glaube + Heimat
Zum Vergrößern hier klicken.
Weitere Impressionen finden Sie hier.