Kirchesein in Corona-Zeiten
Corona: Sämtliche Gottesdienste sind wegen der Infektionsgefahr abgesagt. Ein Internet-Gottesdienst mit dem Landesbischof füllte die Lücke – und fand großen Zuspruch. Ein erster Schritt zu neuen Formen des Kircheseins?Es ist sein erster Gottesdienst als Landesbischof – und er wird ihn sicher nie vergessen: Tobias Bilz predigte am Sonntag nicht nur in einer fast leeren Kirche in Chemnitz-Kleinolbersdorf. Der 56-Jährige wusste auch erst zwei Tage vorher, dass es diesen Gottesdienst mit ihm überhaupt geben wird – und dass er live im Internet zu sehen ist.
Während in der gesamten Landeskirche nahezu alle Gottesdienste wegen des Corona-Virus abgesagt wurden, verkündigte Tobias Bilz das Evangelium aus der Dorfkirche für die Gemeinde im Internet. Das Interesse war so groß, dass die Verbindung nicht stark genug war für alle. So konnte an über 1200 Orten live mitgefeiert werden – bei rund 7000 Nutzern war die Verbindung zusammengebrochen.
Es ist der erste Web-Gottesdienst der Landeskirche, der eigens für die Mitfeiernden im Internet produziert wurde. Quer durch Sachsen und darüber hinaus sitzen Konfis am Computer, andere Gemeindeglieder vor dem Internet-Fernseher – allein oder in kleinen Gruppen. Und sie schreiben ihre Kommentare zum Gottesdienst live in das dazugehörige Gesprächsforum: Kritik, wenn die Verbindung gestört ist oder wenn Tobias Bilz in der Predigt zu wenig auf die aktuelle Situation der Corona-Bedrohung eingeht, oder Lob für die Organisation dieses Web-Gottesdienstes. Auch das ist eine neue Möglichkeit der virtuellen Gottesdienstfeiern. Ebenso feierte die Evangelische Jugend Leipzig namens »PAX« parallel einen Gottesdienst mit Liveübertragung im Internet. Ein fehlendes Mitglied der Musikgruppe sei derzeit sogar in Quarantäne, hieß es. Überall wird improvisiert.
Gleichwohl betonte Landesbischof Bilz in einer Videobotschaft nach dem Gottesdienst, dass die flächendeckende Absage der Gottesdienste und kirchlichen Veranstaltungen »ein Moment des Schmerzes« sei. Denn Kirche lebt von Gemeinschaft und vom Gottesdienst. Doch dieser Verzicht sei unumgänglich. Er entspreche dem Gebot der Nächstenliebe und diene dem gesellschaftlichen Miteinander, so Bilz: »Es ist einfach deutlich geworden: je langsamer die Infektionen mit dem Corona-Virus voranschreiten, umso mehr Menschenleben werden gerettet.«
Er ermutigte zu neuen Formen der Gemeinschaft – zu virtuellen Begegnungen im Internet oder zu Hausandachten. Hierzu sollen zeitnah Vorlagen zur Verfügung gestellt werden. »Halten Sie Kontakt miteinander, rufen Sie sich an, schreiben Sie sich Nachrichten. Seien Sie kreativ«, forderte Bilz. »Wir brauchen natürlich Formen von Gemeinschaft, wir müssen einander begegnen«, so der Bischof.
Gemeinden und Landeskirchenamt überlegen nun intensiv, wie sie die Passionszeit bis Ostern und wohl noch darüber hinaus mit passenden Formaten und Ideen gestalten können. Offene Kirchen seien möglich, heißt es auf der Homepage der Landeskirche. Auch Gebetsgemeinschaften im Geiste etwa zur Mittags- oder Abendstunde. Auch an digitalen Wegen zueinander wird vielerorts gearbeitet. Doch auch »altbewährte Mittel« empfiehlt das Landeskirchenamt: Briefe, Kartengrüße, Telefonanrufe oder Handzettel mit meditativen Texten, Bibelworten, Gebeten.
Insbesondere das Gebet gelte es in diesen Tagen zu praktizieren, sagte Tobias Bilz unter Verweis auf Psalm 50, in dem es heißt: »Rufe mich an in der Not, so will ich dich erretten, und du sollst mich preisen.« »Gottvertrauen baut sich auf, wenn wir unser Leben Gott anvertrauen«, so Bilz. Daraus wachse Handlungsstärke im Blick auf das, was jetzt zu tun sei sowie Gelassenheit gegenüber dem, was wir nicht in der Hand haben. Seine Videobotschaft beendet Bilz mit dem Satz: »Unser Leben bleibt in Gottes Hand.«
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