Werkzeug des Friedens sein
Frieden: Wenn vom 12. bis 22. November im Rahmen der Friedensdekade um Frieden gebetet wird, geschieht dies in Zeiten brutaler Kriege. Wie kann ich mich trotzdem mit der biblischen Friedenshoffnung verbinden?Schon als Jugendlicher war ich entsetzt, wenn ich von einem Krieg in irgendeiner Region auf der Welt hörte. Niemals will ich mich an grausame Gewalteskalationen gewöhnen. Junge, engagierte Frauen wie Anne Frank, Etty Hillesum und Cato Bontjes van Beek bestärken mich, trotz allem an das Gute im Menschen zu glauben. Un-erhörte Worte, wie »Schwerter werden zu Pflugscharen umgeschmiedet«, wie sie der Prophet Micha uns täglich in Erinnerung ruft, spreche ich mir und anderen immer wieder laut zu. Niemals sollen Friedensvisionen wie »Give peace a chance« von John Lennon verstummen. Ein glaubwürdiger Friede beginnt in mir, in dem ich täglich neu darauf achte, nicht in einem Feindbild- und Sündenbockmechanismus stecken zu bleiben.
Weil ich zwischen 1981 und 1992 dreimal je drei Monate in Jerusalem gelebt habe, gehen mir die schrecklichen Nachrichten aus dieser Region besonders nahe. Damals schon tat ich mich schwer, dass eine Art unsichtbare Mauer die Menschen in den verschiedenen Stadtteilen voneinander trennt. Weil ich dies nicht einfach so akzeptieren wollte, lebte ich bewusst eine Zeitlang bei einer jüdischen Familie und später in Ostjerusalem im palästinensischen Viertel. In meiner Autobiografie beschreibe ich ein einschneidendes Erlebnis, das ich niemals vergessen werde: Weil beide Familien nicht verstehen konnten, dass ich mich im jüdischen und im palästinensischen Teil wohlfühlen kann, sagten sie mir: »Typisch für einen Schweizer, der sich nicht entscheiden will und immer neutral bleiben will.« Eine Aussage, die mir hart zusetzte und die ich nicht akzeptierte, bis heute nicht. Ich entscheide mich sehr klar für die ver-rückte Friedenshoffnung, dass verfeindete Menschen aufeinanderzugehen können. Im ganzen Nahen Osten engagieren sich Friedens- und Menschenrechtsaktivisten, Ärzte ohne Grenzen ...
Die Hamas ist nicht das palästinensische Volk, genau so wie die rechtspopulistische Regierung nicht das ganze israelische Volk vertritt. Im Dorf »Newe Shalom / Wahat al-Saläm« leben seit 1970 jüdische und arabische Menschen zusammen, genauso wie es Selbsthilfegruppen israelischer und palästinensischer Eltern gibt, die durch Terror und Krieg eine Tochter oder einen Sohn verloren haben. In den schrecklichsten Kriegsgebieten der Welt gibt es Menschen, die sich nicht vom Hass auffressen lassen, in Afghanistan, Armenien, Nicaragua, Sudan, Syrien, Ukraine ... Mit all diesen Friedensmenschen verbinde ich mich jeden Tag in meiner Meditationszeit. Ich ermutige uns alle, noch bewusster regelmäßig den Tag hindurch einen kleinen Moment die Augen zu schließen, tief ein- und auszuatmen und sich zu verbinden mit all den Friedensengeln, die weltweit eine Trotzdem-Hoffnung leben. Sie verwirklichen den Traum Gottes einer friedvolleren Welt, in der auch die Natur geschützt wird. Je älter ich werde, desto mehr bin ich überzeugt, dass wir auch durch unsere Meditation den Frieden weltweit verstärken können. Echter Friede beginnt in mir, er wächst durch Protestbriefe und -märsche, durch mein kritisches Hinterfragen der Tagesnachrichten, durch Spenden und eben auch durch Friedensgebete:
Den Friedensort in mir betreten/ jene aufrichtende Zuversicht/ dass es keinen gottlosen Menschen gibt/ weil kein Mensch Gott los werden kann//
Den Friedensort in dir bewahren/ jenes bestärkende Vertrauen/ dass durch unser Engagement/ Gottes Liebe sich ereignet//
Den Friedensort in mir besuchen/ jenes entlastende Innehalten/ im schweigenden Verweilen/ die Friedenskraft weltweit zu fördern//
Den Friedensort in dir schützen/ jene zeitlose Vision/ dass Schwerter zu Pflugscharen/ umgeschmiedet werden/ durch Frauen und Männer mit Zivilcourage. (www.pierrestutz.ch)
Impressionen vom Elbe-Tauffest
Impressionen vom Elbe-Kirchentag in Pirna
Festtag 100 Jahre Glaube + Heimat
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