Lieber Paul,
vielleicht verstehen wir beide unter Religion Unterschiedliches? Ich halte zumindest das Christentum mehr für eine Religion als den Islam, der m.E. eher weltliche Ziele verfolgt unter Vorspiegelung einer fast weltfremden Religiosität. Dennoch teile ich Ihre Auffassungen von der Beliebigkeit nicht, auch wenn es uns nicht gefällt: Gehorsam, Ehrfurcht, Demut... unter diesen heutzutage abschätzig belächelten Begriffen verbergen sich Dinge, die mit dem Christentum verbunden sind.
Daß die Radikalisierung des Islam ein Kind des 20. Jahrhunderts sei, kann ich nicht bestätigen. Radikale Muslimformationen gab es schon immer, angefangen über Mohammed selbst über den Alten vom Berg (alles incl. Selbstmordattentäter) bis hin zu den Türkenstürmen (kennen Sie den Hufabdruck von Sultan Mehmeds Pferd in der Hagia Sophia?). Natürlich wird es radikalere und weniger radikale Zeitalter gegeben haben und zu den Provokationen aus dem Nachtland stimme ich Ihnen zu. Ich bin jetzt bloß am Grübeln, ob die Übereinstimmungen zu gewissen historischen Plänen Zufall oder gewollt ist. Leider war es ja meist in der Vergangenheit so, je unglaublicher eine Verschwörungstheorie, desto wahrer hat sie sich hinterher herausgestellt.
In 800 Jahren haben die Grünen das Purgatorium aus Umweltgründen verboten und den Herrscher darüber zum Vizeparteivorsitzenden gemacht :-), weil er so schöne Molotowcocktails in das Durcheinander bei allen möglichen Demos werfen kann.
Unsere Freiheit ist die Einsicht in die Notwendigkeit. Ich widerspreche, die, die Sie meinen, sind nicht freier, sie haben nur andere Notwendigkeiten! Und sie sind auch nicht frei von Rechten, sonst würde sich ja keiner um sie kümmern, obwohl sie Recht gebrochen haben, bzw. sie würden postwendend zurückgeschickt und damit den Schleusern das Handwerk gelegt. Ob das mit den geplanten außereuropäischen Asylantragsstellen funktionieren würde? Abgelehnte würden dann trotzdem den Versuch unternehmen... Dennoch muß eine Regelung gefunden werden, so geht es auf Dauer auch nicht weiter, für beide Seiten nicht!
By the way: Sie kennen doch die Besitzregeln des AT. War es in Israel für einen Fremdling möglich, dauerhaft zu Landbesitz zu kommen?
Das "egalitäre System" war vielleicht für anerkannte Proletarierkinder ein Segen, für die Kinder von Intelligenz (denen zu gewissen Zeiten ein Studium verwehrt wurde, egal wie intelligent sie waren), freiem Handwerk ("Ausbeuterkinder", obwohl die Handwerksbetriebe im polnisch besetzten Schlesien lagen), Bausoldaten (oft hatte man allerdings den Eindruck, nur die NVA war eine "böse Armee", die Bundeswehr dagegen nicht) oder wenn Angehörige der Familie in den "Westen abgehauen" waren, war es ein weiterer Abstieg. Jedoch waren die meisten dieser Sorte, die ich kenne, clever genug, für sich einen Weg zu finden, um den sie dann oftmals noch beneidet wurden (tja, Neid muß verdient werden, Mitleid gibts umsonst)... Hieß es nicht so: "Wer gesund ist und arbeiten will, hat auf dieser Welt nichts zu befürchten"
Herzlich
Ihre Britta
Keine Einigung nach Gesprächsprozess
Abschlussbericht: Kaum Annäherung der Positionen nach Diskussion über das Schrift- und KirchenverständnisDer dreijährige Gesprächsprozess in der sächsischen Landeskirche über das Schrift- und Kirchenverständnis geht ohne eine Einigung zuende. Die eingesetzte Arbeitsgruppe im Landeskirchenamt kommt in ihrem Abschlussbericht zu dem Fazit, "dass bei allem Bemühen um gegenseitiges Verstehen und aller Bereitschaft, die eigenen Argumente zu prüfen, sich die jeweiligen geistlich-theologischen Grundüberzeugungen kaum verändert haben". Unter diesem Gesichtspunkt sei ein Konsens nicht zu erreichen, heißt es in dem Bericht. Das zehnseitige Papier ist am 20. Februar von der Kirchenleitung intensiv diskutiert und an die Synodalen weitergeleitet worden. Die Frühjahrssynode wird sich auf ihrer Tagung im April ausführlich damit beschäftigen.
Der Gesprächsprozess war 2012 von der Landessynode ins Leben gerufen worden, nachdem die Kirchenleitung beschlossen hatte, das Pfarrhaus in seelsorgerlich begründeten Einzelfällen auch für homosexuelle Partner zu öffnen. Dieser Beschluss hatte für heftige Diskussionen in der Landeskirche gesorgt und unter anderem zur Bildung der Sächsischen Bekenntnis-Initiative geführt, die eine Rücknahme des Beschlusses fordert. Wie es im Abschlussbericht heißt, sei der Gesprächsprozess mit verschiedenen Veranstaltungen wie Tagungen, Seminaren und den fünf Podiumsdiskussionen des Sonntag zwar flächendeckend, aber je nach Region sehr unterschiedlich geführt worden. Die breite Masse der Kirchenglieder habe das Thema nicht oder nur wenig verfolgt. "Theologisch bemerkenswert war die Überschneidung ethischer und dogmatischer Aspekte. Die Auffassung, dass Lebensfragen lediglich in den Bereich der Ethik gehören und damit den status confessionis nicht berühren, wurde infrage gestellt. Insofern erwies sich die Frage nach dem status confessionis als Teil des Problems, nicht als dessen Lösung", heißt es im Bericht weiter.
Im Verlauf des Gesprächsprozesses hätten sich nur wenige Glieder von der Landeskirche getrennt. Die meisten seien bereit, den Konflikt auszuhalten. So sei abschließend deutlich geworden, "dass das, was uns beieinander hält, sich in der gemeinsamen Bezugnahme auf Jesus Christus als der Mitte wiederfindet".
Ich sag doch,
manche scheinen in einer anderen Welt als wir gelebt haben (oder so "angepaßt", daß sie die Wirklichkeit nicht mehr eahrnahmen?) und tun es heute noch!
Das Selbe trifft da offenbar auch auf die Wahrnehmung der Geschichte der "friedlichen Religion" zu?
Gert Flessing schreibt:
19. März 2015, 6:45
Lieber Herr Flessing,
ja, dass Christentum kann (und muss vielleicht) zu Religion werden, stellt dies aber immer wieder von innen infrage. Und dafür gibt es viele gelungene Beispiele in der Geschichte des Christentums.
Ob das bei Paulus schon anfängt, weiß ich gar nicht so recht. Auf jeden Fall findet sich aber dann in den Pastoralbriefen schon ein Niederschlag davon.
Das Christentum ist immer radikal – im Gegensatz zur Christenheit! Jesus ist radikal – im Unterschied zu vielen Nachfolgern, die eher rigoros sind. Und das ist ein wichtiger Unterschied und hat wiederum viel mit Religion zu tun.
Wenn Sie für diese Radikalität ein Gegenwarts-Beispiel wollen, kann ich Sie nur noch einmal auf die Befreiungstheologie verweisen. Und bei allem Grund nach differenzierter Betrachtung: Dort stehen Menschen mit ihrem Leben dafür ein, dass die Würde aller – in Zahlen: ALLER – Menschen unantastbar ist. Und ehe wir über die Fehler dieser Menschen reden, müssten wir über uns und unser Wohlstandschristentum reden. Und das Stab-Brechen sollten wir dann einem anderen überlassen.
Der Unterschied zum Islam scheint mir der: Wir haben keine starren Regeln, weil wir keine Buchreligion sind. Wir wissen, dass das Wort Gottes lebendig ist – und nicht starr in Buchstaben fixiert.
Als Religion ist der Islam wie das Christentum – es gibt Leute, die das ernst nehmen und Leute, die überdrehen und solche, die volksmoscheelich oder volkskirchlich dahinleben und solche, denen es vollkommen egal ist. Und natürlich nehmen wir als Beobachter vor allem die wahr, die am Rad drehen.
Herzlich
Ihr Paul
Lieber Paul, Vorsicht bei der Betrachtung des Islam. Er ist vielleicht in seiner Erscheinung, die wir vor Augen haben, dem landläufigen Christentum ähnlich.
Er ist aber in seiner Entstehung völlig anders und in seiner Zielführung nun überhaupt nicht mit dem Christentum zu vergleichen.
Während Jesus den Menschen die Liebe Gottes nahe bringen wollte und sie, da folge ich Ihnen in gewisser Weise, aus den Zwängen von weltlichem Handeln und kultischem Handeln lösen wollte, will Mohammed die Menschen zu einer Gemeinschaft zusammen fügen, die sich in allem Allah unterwirft.
Sein Ziel ist die Umma, die Gemeinschaft der Gläubigen, wobei er sich dabei die Einheit der arabischen Stämme vorgestellt hat.
Diesem Ziel dienten seine Offenbarungen. Wobei er in der mekanischen Periode noch tastend ist und weniger streng. Seine Stellung und sein Aufstieg in Yatrib erfordern jedoch eine andere Gangart und eine stärkere Politisierung der Offenbarung.
Diese Politisierung ist nun einmal da und allein damit unterscheidet sich der Koran vom Neuen Testament, dem er ansonsten zumindest in der Dicke des Buches ähnelt.
Ja, auch das Christentum hat sich missbrauchen lassen. Aber während der Koran diesen Missbrauch, bis hin zur exzessiven Gewalt durchaus hergibt, gelingt das mit dem Neuen Testament nicht, solange man die Grundaussagen von Nächstenliebe und Rechtfertigung allein aus dem Vertrauen in Gottes Heilshandeln, nicht völlig verbiegt.
Natürlich können wir über das "Wohlstandschristentum" reden und wir können uns auch an die Brust schlagen und die Schuld am Terror von IS u.a. auf uns nehmen. Davon wird das Problem, das da entstanden ist jedoch nicht verschwinden, sondern wir werden es nur verschleiern.
Nach meiner Überzeugung wurde der Islam immer dort stark, wo andere zu schwach waren, um ihm zu widerstehen. Das gilt auch, vor allem in Nordafrika, in der Zeit der ersten Ausbreitung für das Christentum. Auch heute schadet uns unsere innere Zerrissenheit und die Glaubensschwäche, die durchaus auch außerhalb der Kirchen wahrgenommen wird.
Gert Flessing
Britta schreibt:
19. März 2015, 9:20
Liebe Britta,
das it der Religion sind jetzt Feinheiten. Und bei Begrifflichkeiten muss man schauen, wer was wie sagt und meint. Heute kam im Deutschlandfunk ein sehr interessanter Beitrag zu Schleiermacher. Er spricht von Religion, meint aber sicher etwas anderes als Sie.
Gehorsam, Ehrfurcht, Demut – gegenüber Gott und seiner Schöpfung: Da bin ich doch sofort dabei.
Und natürlich haben wir in der Geschichte des Islam immer verschiedene Perioden. Und natürlich fällt es mit dem Islam leichter, bestimmte Gewaltakte zu legitimieren. Umso schlimmer, dass es in der Geschichte des Christentums die gleichen Exzesse gibt. Umso schlimmer, dass bis heute das christliche Abend- und Nachtland weltweit für die meisten Toten und de meisten Verbrechen verantwortlich sind.
Religion ist immer politisch! Das gehört zu ihrem Wesen. Und die vorherrschende Religion wird immer Teil des politischen Systems sein.
Wenn das mit den Grünen so ist, werde ich sie weiterwählen – schon aus Eigeninteresse.
Wer kümmert sich um die Flüchtlinge? Frontex? Na, dann ist ja alles gut. Und welches Recht haben die Flüchtlinge gebrochen? Sie sind nicht friedlich bei sich verreckt? Liebe Britta, ich schlage vor, dass wir das nicht weiterverfolgen. So viele Gedichte hat Rilke nämlich gar nicht geschrieben. (Trotzdem ein kleiner Verweis: http://www.politicalbeauty.de/index.html und diese Aktion: http://www.politicalbeauty.de/kindertransporte.html ).
Im AT war es so: Da haben die Leute IHR Land bebaut und davon gelebt. Für Fremdlinge war es schwierig, Land zu bekommen. Aber die Israeliten durften auf den Feldern nicht nachlesen – davon lebten die, die nichts hatten. Heute beuten wir die Fremdlinge dort aus, wo sie nicht fremd waren, bevor sie zu Fremdlingen wurden. Und wir lesen gründlich nach.
Das mit dem egalitäre System dürfen Sie nicht falsch verstehen. Diese beiden Systeme waren unter anderem widerliche Gesinnungsdiktatoren (Das hatten wir schon einmal in einem auch hier wichtigen Zusammenhang: a.sonntag-sachsen.de/2013/02/28/sprechen-und-schweigen/comment-page-23/#comment-63582 ). Aber die Herkunftsbeschränkungen galten nicht mehr. Und angesichts der jahrhundertelangen Verbrechen der Aristokratie (die ja eben genau das nicht waren [und sind], ist das zwar nicht richtig, wäre aber richtig zu gewichten (Mark Twain hat mal in diesem Sinne die Franz. Revolution gelobt [Natürlich hat Büchner recht!].). Und ich schrieb ja, dass das Ende für mich zur richtigen Zeit kam.
Ob der letzte Satz so stimmt? Der könnte zur Zeit auf manchen Ukrainer, Syrer, Afrikaner, … zynisch wirken.
Herzlich
Ihr Paul
Siehe oben!
Verehrter Aufrechter, ich hatte Ihnen damals doch auch meinen Klienten wieder abgenommen. Könnten Sie nicht mal wieder die pädagogischen Aufgaben übernehmen?
Herzlich
Ihr Paul
Lieber Paul,
wünschenswerte Theorien stoßen eben andauernd auf nichtkompatible Praxis.
Beruhigend, daß Sie bei Gehorsam, Ehrfurcht, Demut gegenüber Gott (und seiner Schöpfung) dabei sind. Ich dachte, das lehnen Sie ganz ab.
Erhellend, daß Sie einräumen, daß es mit dem Islam leichter fällt, Gewaltexzesse zu legitimieren, das wird ja sonst von den "Islamophobiegegnern" vehement abgestritten.
Das christliche Abend- und Nachtland ist, bezogen auf die jeweilige Weltbevölkerung, keineswegs für die meisten Gewaltexzesse verantwortlich: m.E. war der Mongolensturm das blutrünstigste Ereignis der Weltgeschichte und Mao, rote Khmer etc. haben nichts mit christlichen Abendland zu tun, die Esoterik der Nazis genaugenommen auch nicht... Es bringt aber nichts, aufzurechnen, aber es gab immer Inkompatibilitäten in der Menschheitsgeschichte, so daß einseitiges Flagellantentum eher mittelfristig die Augen verschließt vor dem, was aktuell ist.
Daß die Israeliten nicht nachlesen durften, um es Witwen, Waisen und Fremdlingen zu überlassen (schauen Sie mal, wo der Fremdling angesiedelt ist!), weiß ich, war auch nicht meine Frage. Es war nämlich, wenn die Regeln ernstgenommen wurden, unmöglich für einen Fremden, Land in Israel zu bekommen und z.B. einen israelischen Partner/Partnerin zu heiraten. Letzteres vorrangig, um Götzenverehrung vorzubeugen (wie sie ja Salomo zu Fall gebracht hat). Insofern hinken nämlich diese ganzen Argumente, die heute in Bezug auf die Bibel vorgebracht werden. Und Ausbeutung, Sie hatten doch auf die Josefgeschichte aufmerksam gemacht.... (Was nicht heißt, daß ich Ausbeutung gut finde!) Das kollektive "wir" sollte überdacht werden. Wer sind die Hauptnutznießer der Ausbeutung? Die, die mit ihrem selbstgeschaffenen Kreditgeld die Völker in Schuldsklaverei bringen?! Das ist nicht "wir"! Hauptnutznießer sind diejenigen, die für eine ungedeckte Weltwährung Lebensarbeitsleistung der Völker und Rohstoffe an sich reißen, und wenn das nicht mehr geht, dann mit Waffengewalt. WIR sind es, wenn wir diese Waffengewalt unterstützen! (Da fällt mir gerade ein, auch das ist ein Programmpunkt bei Pegida). Wieweit wir uns selbst in Schuldsklaverei befinden, kann jetzt noch kaum einer ermessen - übrigens, komisch, in der faz stand 2010 mal ein Srtikel, daß für die Migration vom Bund bereits 1 Billion Euro Schulden gemacht wurden, das widerspräche doch der Bertelsmann-Studie von der Goldgrube Migration?! (Kennen Sie "Die Bertelsmann-Republik"?)
Der letzte Satz: da verweise ich gern auf die Schriften von Albert Schweitzer (z.B. http://gellhardt.de/literatur/Soziale_Probleme_in_Afrika.pdf) oder neulich, als Aue versuchte, Migranten durch Arbeit bei der Integration zu unterstützen http://www.freiepresse.de/LOKALES/ERZGEBIRGE/AUE/Jobs-fuer-Asylbewerber-... (Ähnliche Arbeitsmoral habe ich leider in bestimmten Ländern der Welt auch schon selbst erlebt, wie eine Russin damals auf Sansibar zu mir sagte: die Leute sitzen da und warten, daß Manna vom Himmel fällt... [nichtmal Trinkgeld konnte motivieren]). Ich finde es nach wie vor schlimm, wenn syrische Kriegsflüchtlingsfamilien mit afrikanischen jungen Männern aus dem Maghreb (wo sich eine ganze Migrationsindustrie entwickelt hat) argumentativ gleichgesetzt werden. Und natürlich wird es Probleme mit den Männern geben, die dann eben an diesen unseligen Hooton -Plan erinnern.
Deshalb bleibe ich dabei, es müssen praktische Lösungen her, sonst kommt es zu Eskalationen auf allen Seiten! Ich meine Bürgerkrieg, wie es in den letzten Wochen zuweilen schon hier und da Kostproben gab. Wem ist dann damit geholfen? Den Flüchtlingen? Uns? Uns allen zusammen?
Herzlichst
Ihre Britta
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