Liebe Britta, Hendrik kennt immerhin ein Fremdwort. "Ambiguitätsintoleranz"
Das hebt ihn doch aus dem Dunst heraus und selbst wenn er selbst vermutlich nicht so recht weiß, wie er auf fremde, ihm fremde, Reize reagieren soll, so hat er doch etwas gefunden, was er in den Ring werfen kann. Dabei denke ich, dass die Anpassungsfähigkeit an fremde kulturelle Situationen, eher anderen schwer fällt, als den meisten, die sich hier äußern.
Was passiert denn, wenn man mit einer Situation nicht klar kommt, die einen kulturell überfordert (das kann auch eine theologische Überforderung sein)? Es kommt zur Konfusion und damit zum Chaos.
Ein Ergebnis ist, das man nicht mehr logisch und vernünftig argumentieren kann und statt eines Gespräches ein Geschrei aufführt.
Lassen wir dem armen Menschen Zeit, sich zu besinnen und ein wenig runter zu fahren. Vielleicht ist dann auch wieder ein normales Gespräch möglich.
Gert Flessing
Keine Einigung nach Gesprächsprozess
Abschlussbericht: Kaum Annäherung der Positionen nach Diskussion über das Schrift- und KirchenverständnisDer dreijährige Gesprächsprozess in der sächsischen Landeskirche über das Schrift- und Kirchenverständnis geht ohne eine Einigung zuende. Die eingesetzte Arbeitsgruppe im Landeskirchenamt kommt in ihrem Abschlussbericht zu dem Fazit, "dass bei allem Bemühen um gegenseitiges Verstehen und aller Bereitschaft, die eigenen Argumente zu prüfen, sich die jeweiligen geistlich-theologischen Grundüberzeugungen kaum verändert haben". Unter diesem Gesichtspunkt sei ein Konsens nicht zu erreichen, heißt es in dem Bericht. Das zehnseitige Papier ist am 20. Februar von der Kirchenleitung intensiv diskutiert und an die Synodalen weitergeleitet worden. Die Frühjahrssynode wird sich auf ihrer Tagung im April ausführlich damit beschäftigen.
Der Gesprächsprozess war 2012 von der Landessynode ins Leben gerufen worden, nachdem die Kirchenleitung beschlossen hatte, das Pfarrhaus in seelsorgerlich begründeten Einzelfällen auch für homosexuelle Partner zu öffnen. Dieser Beschluss hatte für heftige Diskussionen in der Landeskirche gesorgt und unter anderem zur Bildung der Sächsischen Bekenntnis-Initiative geführt, die eine Rücknahme des Beschlusses fordert. Wie es im Abschlussbericht heißt, sei der Gesprächsprozess mit verschiedenen Veranstaltungen wie Tagungen, Seminaren und den fünf Podiumsdiskussionen des Sonntag zwar flächendeckend, aber je nach Region sehr unterschiedlich geführt worden. Die breite Masse der Kirchenglieder habe das Thema nicht oder nur wenig verfolgt. "Theologisch bemerkenswert war die Überschneidung ethischer und dogmatischer Aspekte. Die Auffassung, dass Lebensfragen lediglich in den Bereich der Ethik gehören und damit den status confessionis nicht berühren, wurde infrage gestellt. Insofern erwies sich die Frage nach dem status confessionis als Teil des Problems, nicht als dessen Lösung", heißt es im Bericht weiter.
Im Verlauf des Gesprächsprozesses hätten sich nur wenige Glieder von der Landeskirche getrennt. Die meisten seien bereit, den Konflikt auszuhalten. So sei abschließend deutlich geworden, "dass das, was uns beieinander hält, sich in der gemeinsamen Bezugnahme auf Jesus Christus als der Mitte wiederfindet".
Guenther nu kuck, wat für'n ranziger Meinungskeks! Ähem, könnte ja sein, daß Mr. Hendrik recht hat, höchstwahrscheinlich!?! Und daß sich die Benannten nich zu wundern brauchen, wenn sie in ihrer Allwissenheit fast nur noch unter sich sin und hier keiner mehr Lust hat, in dem Club mitzumäch'n, gelh? Und die diffamierende Pathologisierung mißliebiger Leutchen is mir hier auch schon öfters aufgefallen -- scheint Methode zu haben, jawoll! Fällt aber immer auf den Absender zurück! Na dann, laßt eure Ressentiments mal weiter schön hochleben ... -- aber dafür gibt's kein jawoll, JAWOLL!
Warum, Herr Flessing, schreiben Sie mit Britta über mich, warum nicht mir? Weil ich für Sie ein "armer Mensch" bin? Und warum so arrogant, warum betonen Sie die Kenntnis immerhin eines Fremdworts? Weil Sie zwei kennen? Was läßt Sie so von oben herab urteilen, weil Sie manchmal auf der Kanzel stehen? Wie kommen Sie auf den Gedanken, ich brauche Zeit, um mich zu besinnen? Kennen Sie mich? Und so ein Gesamturteil, wie Britta abgibt "die Mehrheit interessiert nichts außer fressen, saufen, kacken", natürlich nicht böse gemeint, keine Pathologisierung, ganz ohne Schaum vorm Mund geschrieben, stört Sie tatsächlich nicht? Weil ich kurz einen Schreck bekam, Britta könnte mich meinen, bin ich noch mal durch meine Zeilen gelaufen, auch zwischen den Zeilen, ich habe sogar einzelne Wörter hochgehoben, um drunter nachzuschauen, aber ich habe nirgends Geschrei, Schaum, Pathologisierung gefunden.
Finden Sie überhaupt noch irgendetwas?
Haben Sie für diese Krankheit auch so ein schönes Fremdwort?
Wie schon gesagt, irgendwie kommen Sie uns schon länger bekannt vor!
Hallo Hendrik,
am Tag des Herrn reiche ich Ihnen die Hand und versuche es nochmal - wie ich meine, jetzt ohne Polemik: Sie hatte so sehr gestört, daß ich das Mehrheitsinteresse als "fressen, saufen, kacken" charakterisiert habe. Das war nicht persönlich auf jemanden gemünzt, vielleicht fehlte noch das Privatfernsehen dazu - im Prinzip genau das, was schon die Römer als panem et circinem beschrieben. Jedoch entspricht dies genau der Erfahrung, die ich leider machen mußte auf verschiedenen Gebieten.
Ich möchte es Ihnen erklären, damit Sie vielleicht besser verstehen, was ich genau meinte: Da ich davon ausgehe, daß Sie hier schon eine Weile dabei sind, wissen Sie, was ich beruflich mache. Ich begann meine Assistenzarztzeit als AiP in einem Tumorzentrum, ehemalige Militärakademie in Brandenburg. Damals, noch relativ frisch vom Studium, hatte man eine Menge Enthusiasmus und auch Altruismus, was man endlich praktisch umsetzen wollte. Schon damals gab es, noch unter Regine Hildebrandt, dauernd Gesundheitsreförmchen und das Tumorzentrum hätte eigentlich nicht so existieren dürfen, d.h. die Nachsorgen der Krebspatienten waren theoretisch schon stark eingeschränkt, nur dort wurden sie noch vollständig ausgeführt - mit ständigem Ärger mit dem MDK. Als ich bemerkte, daß die meisten Patienten weder an dem Staging, was sie als selbstverständlich ansahen (und was ihnen z.T. fast lästig erschien) noch an der glücklicherweise fehlenden Tumorprogression Interesse zeigte sondern sich nur für einen Wisch zur Fahrkostenerstattung und dafür, ob sie am Entlassungstag noch zum Mittagessen bleiben könnten, interessierten, bekam ich erstmals einen Schreck, ob ich denn nun so abgehoben wäre und in meiner Arroganz die Leute als, nunja, strohdumm einschätzte. Genau in diesem Moment sagte mir mein damaliger Chefarzt, daß ich nicht verzweifeln soll, die meisten Leute seien strohdumm, damit müsse man leben. Nun, nennen wir es freundlicher falsche Prioritäten, das begleitete mich mein gesamtes Berufsleben. Aber auch außerhalb meines Berufes, bei ehrenamtlicher Tätigkeit fiel mir das auf: es ist schwer, Leute zu begeistern - und wenn nur man das weiß, hat man eine Chance, die Leute dort abzuholen, wo sie sind. (Nicht umsonst sind GD oft so leer, Konzerte oft schlecht besucht...)
Neulich beriet ich mit der Chefin eines überregionalen Kulturbetriebes wegen eines, nennen wir es joint venture, für die Kirchenmusik. Auch diese beklagte genau das, was ich erfahren hatte.
Somit war "fressen, saufen, kacken" (und Privatfernsehen) nichts, was ich mit Schaum vor dem Mund äußern müßte, es entspricht einfach einer dratisch empfundenen Schilderung der Lebensrealität, die ich und andere andauernd erfahren. Hat auch nichts mit Pathologisierung zu tun, denn wenn es so alltäglich ist, ist es womöglich der Normzustand. Wer weiß? Haben Sie nicht vielleicht auch Erfahrungen dazu gemacht? Ich hoffe, ich konnte Ihnen nun friedlich deutlich machen, was gemeint ist.
Mit freundlichen Grüßen
Britta
Das wollte ich nochmal direkt an Sie schreiben, mit der Bitte,
Lieber Hendrik, wollen Sie denn wirklich ein Gespräch mit mir? So, wie Sie es angehen, kann ich es mir nicht so recht vorstellen.
Sie kennen mich vermutlich so wenig, wie ich Sie.
Wie viele Fremdworte ich kenne, ist für mich noch kein Thema gewesen. Aber ich versuche so wenig wie möglich zu verwenden, wenn ich mit Menschen rede. Auch Ihnen habe ich versucht, so einfach, wie möglich zu erklären, was für mich der Grund ist, auf dem ich mein Leben aufzubauen versuche.
Auf der Kanzel stehe ich sehr, sehr selten. Wenn ich predige, möchte ich bei den Menschen sein, die da sind, zwischen ihnen.
Durch die Art, wie Sie reagieren, bin ich auf den Gedanken gekommen, das sie Zeit brauchen, um sich zu besinnen. Ich kenne Sie nicht, aber, wenn ich Ihre Ausführungen lese, kommen Sie mir merkwürdig jung und überschäumend vor.
Das, was Britta über die großen Mehrheit unseres Volkes geschrieben hat, klingt nicht schön. Aber es ist leider eine Erfahrung, die sie nicht allein macht, wie Sie ja aus Brittas unten folgenden Ausführungen entnehmen können. Wissen Sie, Hendrik, ich würde an der Stelle ja gern anderes behaupten. - Wenn ich denn haufenweise positive Beispiele hätte. Die fehlen mir leider.
Ein Freund von mir, seines Zeichens Kreishandwerksmeister, hat von einer länderübergreifenden Initiative erzählt, bei der junge Leute Praktika angeboten bekamen, die in eine Lehre münden könnten. Unter anderem war ein junges Mädchen in einer Apotheke im tschechischen als Praktikantin und schlug dort bombig ein. Die Leute dort wollten sie gern halten und ihr eine Lehre ermöglichen. Ihre Eltern machten es zunichte. Begründung: "Wir sind auf Harz vier, wir wollen nicht, das unsere Tochter auf uns herab schaut."
Ich kann mich erinnern, das Eltern früher sagten: "Ich möchte, das unsere Kinder es mal besser haben."
Verstehen Sie? Mich erschüttert so etwas.
Ich weiß, dass sich das alles gewiss soziologisch oder anderweitig erklären lässt. Aber wie tief muss ein Mensch gesunken sein, das er, nicht nur für sich selbst keine Perspektive sieht, sondern sie dem eigenen Kind verbaut?
Als ich noch Religionsunterricht gab, hatte ich ein Mädchen aus dem Aussiedlerheim in der Klasse. Sie sagte, das sie einmal eine Bank haben möchte. Ihre Eltern waren auch nicht gut gestellt. Sie bekam nach der zehnten eine Ausbildungsstelle bei der Sparkasse. Das war zwar keine eigene Bank, aber ein erster Schritt. Ihre Eltern waren stolz auf die Tochter.
Zum Schluß, Hendrik, bitte verzeihen Sie mir, wenn ich Sie aus Arroganz verletzt haben sollte.
Gert Flessing
Britta schreibt:
06. März 2015, 14:20
Aber, liebe Britta,
er hat doch vollkommen recht.
Herzlich
Ihr Paul
P.S. Apropos Profilierungssucht: Wissen Sie wirklich nicht, wer sich dahinter versteckt?
Lieber Paul, es geht doch, wenn wir miteinander sprechen, nicht um Profilierungssucht. Diejenigen, die sich beteiligt haben, mussten sich, so denke ich, nicht profilieren.
Es geht darum, wie wir, jeder aus seine Weise, mit der Schrift umgehen und mit ihr und aus ihr leben. Ob es dabei um Deutungshoheit geht?
Ich weiß es nicht und glaube nicht, das es so etwas wirklich gibt. Meine Erfahrung lehrt mich, das die Bibel lebendig genug ist, immer wieder für sich selbst zu sprechen. Das einzige, was ich machen muss, ist, das ich mich unter das Wort begebe und es zu mir reden lasse. "Rede, Herr, denn dein Knecht hört."
Herr Rau hat Recht, wenn er danach fragt, was wir, als Kirche, den Menschen zu geben haben.
Heute ist Weltgebetstag der Frauen. Die Bahamas laden ein. Da wird auch Gottes Wort, nämlich das, was Jesus bei der Fußwaschung sagt, im Mittelpunkt stehen. Die Frauen aus der Gemeinde gestalten das. Ich werde nur eine kurze Auslegung machen. Nicht, weil ich nicht anders kann, sondern, weil es gewünscht wird. Aber ich freue mich drauf, denn dort kommen auch Frauen, die sonst nicht so dicht dran sind, am Geschehen. Anschließend werden wir, wie es Brauch ist, gemeinsam essen und trinken.
Ich denke schon, dass wir, wenn wir uns nur recht besinnen, den Menschen etwas geben können.
Gert Flessing
Lieber Paul,
ich frage mich, kann Angst vor drohnenden Verlusten Männer besonders grantig machen?
Ansonsten keine Angst, ich kann mich woanders wesentlich professioneller profilieren - auch ohne Frauenquote!
Herzlich
Ihre Britta
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